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Wissenschaft > Zahl der COVID-19-Todesfälle steigt auf über 900.000

Coronavirus: Letalität liegt wahrscheinlich zwischen 0,3 und 1 Prozent

Seit dem 11. März ist es ein halbes Jahr her, seit die WHO die durch das bis dahin unbekannte Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufene Erkrankung COVID-19, die im Dezember 2019 in China erstmals auftrat, zur weltweiten Pandemie erklärt wurde. Diese verläuft weit weniger dramatisch als vor sechs Monaten zu befürchten war. Die Zahl der schweren Verläufe explodiert schon seit Anfang April nicht mehr, steigt aber kontinuierlich an. Dabei entfällt über die Hälfte der bisherigen 901.000 Todesfälle auf vier Länder.

Bestattungsraum, Quelle: Shutterstock
Bestattungsraum, Quelle: Shutterstock

Pro eine Million Erdenbürger starben bisher ca. 115 an COVID-19

Zuerst die gute Nachricht: Die COVID-19-Pandemie entfaltet bei weitem nicht die Dramatik, die vor einem halben Jahr noch zu befürchten war. Die Zahl der weltweiten Todesfälle ist nun zwar auf über 901.000 gestiegen und wird sicherlich weiter steigen. Diesem neuartigen Coronavirus werden insgesamt sicherlich Millionen Menschen zum Opfer fallen, aber im Moment deutet nichts darauf hin, dass es viele zig oder gar mehrere hundert Millionen Menschen sein werden, wie das anfangs nicht auszuschließen war.

Um die aktuelle Todesfallzahl besser einordnen zu können: 901.000 bedeuten bei ca. 7.8 Milliarden Menschen eine Mortalität von bisher ca. 0,01155 Prozent. Oder anders formuliert: Etwa jeder 8.660 Erdenbürger erlag bisher diesem neuartigen Coronavirus bzw. der von ihm hervorgerufenen Erkrankung. Nochmals anders formuliert: Pro eine Million Menschen starben bisher ca. 115,5 an COVID-19.

Dabei gilt, dass in Deutschland ca. 86 bis 88 Prozent derjenigen, die in den offiziellen Statistiken aufgeführt sind, nicht nur mit, sondern tatsächlich todesursächlich an COVID-19 gestorben sind. Hinzu kommt eine Todesfalldunkelziffer von sicherlich nochmals 10 bis 20 Prozent, in manchen Ländern deutlich mehr, da nicht bei allen, die dieser Krankheit versterben, auch getestet werden.

Hierbei gilt, dass nach bisherigem Erkenntnisstand die Infektion zu über 80 Prozent der Fälle einen milden Verlauf nimmt, in bis zu 40 – 45 Prozent sogar asymptomatisch, das heißt, ohne erkennbare und spürbare Symptome. Laut RKI zeigen etwa 14 Prozent der Infizierten einen schwereren und etwa 5 Prozent einen kritischen Krankheitsverlauf.

Letalität liegt wahrscheinlich zwischen 0,3 und 1 Prozent

Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person unabhängig von individuellen Merkmalen stirbt, die sogenannte Letalität oder infection fatality ratio IFR wird von der WHO auf 0,3 bis 1 Prozent beziffert, also deutlich höher als bei der gewöhnlichen Grippe (Influenza: ca. 0,1 bis 0,2 Prozent Letalität), aber deutlich niedriger als zum Beispiel bei der sogenannten Spanischen Grippe 1918 bis 1920, als die Sterblichkeit der Infizierten bei ca. 5 bis 10 Prozent lag.

Das heißt, dass von tausend mit SARS-CoV-2 Infizierten wahrscheinlich „nur“ drei bis zehn daran sterben (bei der Influenza: ein bis zwei, bei der Spanischen Grippe: 50 bis 100), also über 990 die SARS-CoV-2-Infektion überleben. Eine Letalität von 0,3 bis zu 1 Prozent bedeutet aber auch, dass bei 7,8 Milliarden Menschen, wenn sich nach und nach alle infizieren würden, ca. 23,4 bis 78 Millionen Personen beziehungsweise wenn wir davon ausgehen, dass bei 60 bis 70 Prozent Infizierten eine sogenannte Herdenimmunität eintritt, dann ca. 15 bis 50 Millionen an COVID-19 sterben würden. Damit wird deutlich, dass 901.000, also 0,9 Millionen Todesfälle natürlich schlimm, angesichts dessen, was zu befürchten war, aber doch bisher glimpflich sind.

Wenn wir die täglichen Todesfälle weltweit betrachten, so wird deutlich: Während diese Zahl bis Anfang April exponentiell in Höhe schoss, wurde dieses exponentielle Wachstum seither  bereits deutlich abgebremst und seit Mitte/Ende April ging diese Zahl sogar zurück. In den letzten Wochen pendelten sich die täglichen Todesfälle bei unter 6.000, nun sogar in Richtung 5.000 ein. 5.000 bis 6.000 Todesfälle pro Tag entsprechen ca. 0,9 bis 1,1 Millionen in sechs Monaten und 1,8 bis 2,2, also rund 2 Millionen pro Jahr. Also selbst wenn wir von ein bis zwei Jahren ausgehen, bis ein Impfstoff entwickelt ist, so kämen wir auf ca. 2 bis 4 Millionen Todesfälle weltweit, wenn die Zahl der täglichen Todesfälle sich weiter bei 5.000 bis 6.000 verstetigt. Und selbst wenn es drei Jahre dauern sollte, so wären wir „nur“ bei ca. 6 Millionen Todesfällen (unter 0,1 Prozent der Weltbevölkerung), also weit weniger als 15 bis 50 Millionen.

Über 51 Prozent der weltweiten Todesfälle entfallen auf vier Länder

Dabei verteilen sich die 901.000 bisherigen Todesfälle vor allem auf vier Länder (auf jeweils hundert gerundet):

  1. USA: 194.000
  2. Brasilien: 127.500
  3. Indien: 73.900
  4. Mexiko: 67.800
  5. Großbritannien: 41.600
  6. Italien: 35.600
  7. Frankreich: 30.800
  8. Peru: 30.100
  9. Spanien: 29.600
  10. Iran: 22.500

Diese vier Staaten zählen zusammen bisher fast 463.000 Todesfälle. Das entspricht ca. 51,4 Prozent aller Fälle weltweit. In diesen vier Ländern starben also mehr Menschen an COVID-19 als in allen anderen Staaten der Erde zusammen.

Diese Länder verzeichnen bisher mehr als 500 Todesfälle pro eine Million Bewohner

Nun sind knapp 74.000 Tote bei fast 1,4 Milliarden Indern natürlich doch relativ wenig, nämlich „nur“ 53 Todesfälle pro Million Einwohner, also nicht mal halb so viel wie der weltweite Schnitt von 115,5 Todesfälle pro eine Million Menschen. Bezogen auf die Bevölkerungsgröße hat es diese zwölf Länder bislang am schlimmsten erwischt (nur Staaten mit mindestens einer Millionen Einwohnern berücksichtigt), die mehr als 500 Todesfälle pro eine Million Einwohner zählen:

  1. Peru: 911
  2. Belgien: 855*
  3. Spanien: 633
  4. Großbritannien: 612
  5. Chile: 610
  6. Bolivien: 603
  7. Ecuador: 601
  8. Brasilien: 599
  9. Italien: 588
  10. USA: 586
  11. Schweden: 577
  12. Mexiko: 530

*Belgien zählt auch Todesfälle ohne Test, bei denen der Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion und COVID-19 als Todesursache bestand.

Zum Vergleich: Deutschland zählt bislang 112 Todesfälle pro eine Millionen Einwohner, also weniger als der weltweite Schnitt (115,5), weniger als ein Fünftel gegenüber Schweden und den USA und weniger als ein Achtel so viele wie Peru.

Quelle: Jürgen Fritz

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