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Wirtschaft > Die zehn reichsten Menschen der Welt

Wer sind die Reichen und Superreichen heute?

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Die meisten Reichen weltweit werden heute als Selfmade-Unternehmer reich – nicht als Erben. Und obwohl die meisten Millionäre und Milliardäre nach wie vor aus den USA kommen, holt China mächtig auf.

Yachten auf der 50. Boot Düsseldorf - Bootsmesse und Wassersportmesse in der Messe Düsseldorf. Düsseldorf, 19.01.2020 || Nur für redaktionelle Verwendung, picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopress
Yachten auf der 50. Boot Düsseldorf - Bootsmesse und Wassersportmesse in der Messe Düsseldorf. Düsseldorf, 19.01.2020 || Nur für redaktionelle Verwendung, picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopress

Die Superreichen sind ganz überwiegend als Unternehmer reich geworden. Reiche, die durch Aktien reich geworden sind, sind eine seltene Ausnahme. Dies trifft übrigens nicht nur für die Superreichen zu, sondern auch für andere reiche Menschen:

Hier nur beispielhaft die zehn reichsten Menschen der Welt – laut Forbes:

  1. Jeff Bezos wurde als Unternehmer mit Amazon reich.
  2. Bill Gates wurde als Unternehmer mit Microsoft reich.
  3. Bernard Arnault wurde als Unternehmer mit Luxusmarken wie LVMH reich.
  4. Mark Zuckerberg wurde als Unternehmer mit Facebook reich.
  5. Warren Buffett wurde als Investor reich.
  6. Larry Ellison wurde als Unternehmer mit Oracle reich.
  7. Steve Ballmer wurde als Unternehmer mit Microsoft reich.
  8. Larry Page wurde als Unternehmer mit Google reich.
  9. Sergey Brin wurde als Unternehmer mit Google reich.
  10. Amancio Ortega wurde als Unternehmer mit Unternehmen wie Zara reich.

Von den zehn reichsten Menschen der Welt ist Warren Buffett der einzige, der durch Investitionen in Aktien reich wurde. Doch auch er ist kein typischer Aktieninvestor. Für ihn sind Aktien nichts anderes als ein Vehikel, um substanzielle Investitionen in Unternehmen zu tätigen. Auffällig ist vor allem, dass in China und den USA sehr viele Milliardäre durch das Internet reich geworden sind.

Immer mehr Reiche sind Selfmade-Reiche

Oft hört man, früher sei es vielleicht möglich gewesen, aus eigener Kraft reich zu werden, aber heute seien die meisten Reichen Erben. Das Gegenteil ist richtig.

Der Anteil der Selfmade-Milliardäre im Vergleich zu den Erben steigt kontinuierlich in den letzten 40 Jahren. Am besten ist dies für die USA dokumentiert. Forbes berechnet regelmäßig den Anteil der Selfmade-Milliardäre im Vergleich zu denen, die geerbt haben. Dabei wird nach einem Scoring-System gearbeitet. Für jeden in der Liste der 400 reichsten Amerikaner wird eine Score von 1 bis 10 gegeben. Für 10 steht beispielsweise Oprah Winfrey, die in armen Verhältnissen aufwuchs und mit 2,7 Mrd. Dollar die erste schwarze Selfmade-Milliardärin der Welt wurde.

Der Anteil der Selfmade-Milliardäre (Score von 6 bis 10) unter den 400 reichsten Amerikanern lag 1984 bei 48%, 2018, als die Erhebung das letzte Mal gemacht wurde, lag der Anteil bei 67%.

Weltweit dürfte der Anteil sogar noch deutlich höher liegen. Denn die meisten Milliardäre nach den USA (614) gibt es in China (455). Die meisten Chinesen sind Selfmade-Milliardäre sein, so wie etwa Jack Ma (39 Mrd. Dollar), der Gründer von Alibaba, oder Ma Huateng, der Gründer von Tencent (38 Milliarden).

Nach den Berechnungen der Marketresearch-Firma Wealth X sind von weltweit 2604 Milliardären 55,8 Prozent Selfmade und 30,9 Prozent sind zumindest teilweise Selfmade. Nur 13,3 Prozent der Milliardäre haben ihr Vermögen gänzlich geerbt.

Diese Daten zeigen eine Fortsetzung des langfristigen Trends der allmählichen Zunahme des Anteils der Selfmade-Milliardäre.

Immer mehr Reiche kommen aus China

Besonders beachtenswert ist die Entwicklung in China. Unter Mao gab es in China keinen einzigen Milliardär. Bis 2010 war die Zahl jedoch dank Dengs Xiaopings kapitalistischer Reformen auf 64 gestiegen. Heute gibt es 455 Milliardäre in China. Heutzutage gibt es in keinem anderen Land der Welt - mit Ausnahme der USA - so viele Milliardäre wie in China.

In China, so erklärte mir der bekannte chinesische Ökonom Zhang Weiying in einem Gespräch in Peking, müsse man unterscheiden zwischen Reichen, die in den Segmenten Immobilien und Finanzen reich geworden seien und denen, die im Internet-Bereich reich geworden sind. Bei ersteren haben oft politische Beziehungen eine wichtige Rolle gespielt, bei den Internet-Pionieren sind solche Beziehungen jedoch weniger wichtig als kreative unternehmerische Ideen.

Auch wenn man den Blick nicht nur auf die Milliardäre lenkt, sondern auf die Millionäre, dann sieht man, wie wichtig China ist. Vom Jahr 2000 bis zum Ausbruch der Finanzkrise 2008 kamen 80 Prozent der neu (!) hinzugekommenen Millionäre auf der Welt aus den USA und Europa. Seit 2007 hingegen kommen zwar immer noch 50% der neuen Millionäre aus den USA, aber bereits 25% kommen aus China (Credit Suisse Global Wealth report 2019, S. 30).

Die Entwicklung in China widerlegt das bei Antikapitalisten beliebte „Nullsummendenken“: Denn während die Zahl der Milliardäre in China so stark gestiegen ist wie in keinem anderen Land ist zugleich die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, so schnell und stark gesunken wie niemals zuvor in einem Land in der Weltgeschichte: 1981 betrug der Anteil der Chinesen, die in extremer Armut lebten, noch 88 Prozent, aber bis heute ist der Anteil auf unter 1% gesunken.

Dies widerlegt schlagend das Nullsummendenken. Die Ungleichheit in China ist zwar seit den Zeiten Maos erheblich gestiegen, aber dafür ist die Zahl der Armen geradezu sensationell gefallen. Ich finde: Wichtiger als die Frage, wie sich die Ungleichheit entwickelt ist die Frage, wie erfolgreich Armut bekämpft wird. Und der Anstieg der Zahl der Superreichen und der Rückgang der Armut sind nur zwei Seiten derselben Medaille.

Die These, dass die steigende Zahl der Millionäre und Milliardäre vor allem ein Ergebnis steigender Ungleichheit sei, wird auch durch folgende Tatsache widerlegt: Laut dem Credit Suisse Global Wealth Report 2019 war der steigende durchschnittliche Wohlstand für 78% des Anstiegs der Zahl der Millionäre weltweit verantwortlich. Auf das Bevölkerungswachstum entfielen 16% und auf die zunehmende Ungleichheit nur 6%.

China-Indien / USA: Verhältnis von Millionären und Milliardären

Was auffällt ist jedoch die sehr unterschiedliche Verteilung des Reichtums zwischen Millionären und Milliardären (also innerhalb der Gruppe der Reichen) in aufstrebenden Ländern wie Indien und China einerseits und den USA andererseits. Ich vergleiche im Folgenden die im Knight Frank Wealth Report 2020 angegebene Zahl der Dollar-Millionäre in einem Land mit der Zahl der Milliardäre laut Forbes-Liste 2020:

  • In den USA gab es laut Forbes mit 614 Milliardären 35% mehr als in China (455 Milliardäre). Aber die Zahl der Millionäre in den USA war laut dem Knight Frank Report 2020 (S.18) mit 240.575 etwa vier Mal so hoch wie die in China (61.587).
  • In den USA gab es laut Forbes mit 614 Milliardären etwa sechs Mal so viele Milliardäre wie in Indien (102 Milliardäre) Aber die Zahl der Millionäre in den USA war laut dem Knight Frank Report 2020 (S.18) mit 240.575 etwa 40 Mal so (!) hoch wie die in Indien (5.986 Millionäre).

Die Zahl der Millionäre wird in Asien in den nächsten Jahren besonders stark ansteigen. Der Knight Frank-Report 2020 (S.20) gibt eine Prognose über den Anstieg der Zahl der Ultra High Net Worth Individuals (UHNWIs das sind laut Frank Knight-Definition Personen, die mindestens 30 Mio. USD besitzen). Von den fünf Ländern, für die der höchste prozentuale Anstieg der UHNWIs prognostiziert wird, sind vier aus Asien: Indien 73%, Vietnam 66%, China 58%, Indonesien 57%. Dagegen wird für die USA (natürlich auf einer viel größeren Ausgangsbasis) „nur“ ein Anstieg von 22 Prozent in den nächsten fünf Jahren prognostiziert. Insgesamt schätzt Knight Frank (Wealth Report 2020, S. 19) den prozentualen Anstieg der Zahl der UHNWIs von 2019 bis 2024 in Asien auf 44 Prozent (zum Vergleich: Lateinamerika 17%, Europa 23%).

Credit Suisse schätzt in ihrem 2019-Report den prozentualen Anstieg der Millionäre von 2019 bis 2024 für die USA auf 23%, für Korea auf 30% und für China auf 55% (S. 40).

Es handelt sich hier immer nur um Schätzungen, und die verschiedenen „Wealth Reports“ arbeiten mit unterschiedlichen Definitionen und Methoden. Beispielsweise ist in den Credit Suisse Global Wealth Report (2019) der Begriff UHNWI anders definiert als bei Knight Frank. Bei Knight Frank beginnt die Gruppe der UHNWIs mit einem Vermögen von 30 Millionen Dollar, bei Credit Suisse mit 50 Mio. Dollar. Doch trotz unterschiedlicher Begriffe und Methoden sind sich alle einig: Die höchste Konzentration von UHNWIs gibt es nach wie vor in den USA (laut Credit Suisse lebt die Hälfte der weltweit 168.000 UHNWIs in den USA). Doch schon heute steht China mit 18.130 UHNWIs klar an zweiter Stelle vor Deutschland, das mit 6800 auf Platz 3 kommt (Credit Suisse Global Wealth Report 2019, S. 12)

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