Das ist die bestbezahlte Managerin Deutschlands
Die Gehalts-Rangliste der bestbezahlten DAX-Chefs ist da. Eine Frau mit Dienstsitz Darmstadt und 10,5 Millionen Euro im Jahr sorgt dabei für Furore. Insgesamt aber bekommen die CEOs der größten deutschen Konzerne merklich weniger als im Vorjahr. Anders dagegen die Zahlen aus den USA. Von Wolfram Weimer

Belén Garijo ist die perfekte Hinterwäldlerin. Sie kommt aus einem kargen spanischen Provinzstädtchen namens Almansa, weit entlegen oben in den Bergen hinter Albacete. Mit 17 Jahren verlässt sie die sommerheiße, tiefkatholisch-bäuerliche Region, um in Madrid Medizin mit Schwerpunkt Pharmazie zu studieren. Acht Umzüge später ist die Spanierin die erste Frau der Geschichte, die einen DAX-Konzern alleine führt. Und sie führt ihn gut. Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck (64.000 Beschäftigte) hat unter ihrer Ägide 2022 den Umsatz um fast 13 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn stieg auf beachtliche 3,34 Milliarden Euro.
Für Garijo hat sich der Erfolg auch persönlich gelohnt. Ihre eigenen Bezüge summieren sich für 2022 auf stattliche 10,5 Millionen Euro. Garijo ist damit die bestbezahlte Managerin Deutschlands. Ihr Kommentar zur außergewöhnlichen Karriere: "Für mich ist es nicht so wichtig, dass ich die erste bin. Für mich ist es wichtiger, dass ich nicht die letzte Frau an der Spitze eines DAX-Konzerns sein werde - und nicht die einzige."
Neben Garijo verdienen nur zwei weitere DAX-Chefs mehr als zehn Millionen Euro im Jahr. Den Spitzenplatz nimmt erstmals Theodor Weimer ein. Der Chef der Deutschen Börse erhielt im vergangenen Jahr dank der Auszahlung einer Tranche seiner Langfrist-Boni insgesamt rund 11,5 Millionen Euro. Damit hat sich sein Gehalt im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Neben Weimer hat auch der BMW-CEO Oliver Zipse (10,87 Millionen) ein zweistelliges Millionengehalt erhalten.
Aus den nun veröffentlichten Vergütungsberichten der DAX-Unternehmen geht hervor, dass verblüffenderweise zwei zurückgetretene Vorstandsvorsitzende am allermeisten verdient haben. Der frühere Adidas-Chef Kasper Rorsted erhielt - wenn man seine zwölf Millionen Euro schwere Abfindung mit dazu rechnet - eine Vergütung von insgesamt knapp 15,4 Millionen Euro. Auch der frühere Volkswagen-Chef Herbert Diess kassiert trotz seines Rücktritts im vergangenen August ein üppiges Gehalt, bis sein Vertrag im Oktober 2025 ausläuft. Im vergangenen Jahr erhielt er so noch rund 11,8 Millionen Euro.
Post-Chef nur noch auf Platz 8
Nach Berechnungen des Handelsblatt Research Institute schütteten die DAX-Konzerne ihren CEOs insgesamt 173 Millionen Euro aus, das sind knapp zwölf Prozent weniger als 2021. Auch die Vergütung aller Vorstandsmitglieder zusammengerechnet sank um sechs Prozent auf die Summe von 647 Millionen Euro. Da viele Gehaltsbestandteile erfolgsabhängig sind, schlagen schwache Aktienkurse und sinkende Profitabilität auch bei den Managern negativ zu Buche.
Die größten Abstriche unter den Top-Verdienern im DAX musste Post-Chef Frank Appel machen, der 2021 noch mit 11,89 Millionen Euro ganz oben in der Gehalts-Rangliste stand, nachdem seine Langfrist-Boni fällig wurden. Mit 6,99 Millionen reichte es 2022 nur noch zu Platz acht. Kräftige Einbußen haben auch die Zalando-Chefs Robert Gentz und David Schneider einstecken müssen. Für sie gab es 2002 nur eine Vergütung von 1,83 statt zuvor 2,96 Millionen Euro.
Da es bei der Deutschen Bank inzwischen deutlich besser läuft, profitiert auch Konzernchef Christian Sewing davon. Bekommen hat er für das vergangene Jahr bereits 4,39 (2021: 3,87) Millionen Euro. Wenn alle aufgeschobenen Boni wie geplant ausgezahlt werden, könnte er aber nach einer Berechnung von Reuters auf bis zu 8,99 Millionen kommen.
Alphabet-Chef kassiert mehr als alle DAX-CEOs
Im Vergleich zum amerikanischen Großbankern ist Sewings Gehalt allerdings immer noch überschaubar. So hat der CEO von JP Morgan, Jamie Dimon, im vergangenen Jahr 34,5 Millionen Dollar verdient. Der Chef von Morgan Stanley, James Gorman, bekommt 31,5 Millionen Dollar, Black Rocks CEO Larry Fink muss eine Einbuße von 30 Prozent auf nunmehr 25,2 Millionen Dollar hinnehmen.
Die bestbezahlte Frau im CEO-Rang ist in den USA derzeit Lisa Su von Advance Mirco Devices mit 30,2 Millionen Salär vor Mary Barra, der Chefin von General Motors mit 29,1 Millionen Dollar. Barra verdient damit mehr als die drei deutschen Autobosse von VW, Mercedes und BMW zusammen.
Doch selbst die Wall-Street-Größen und US-Supermanagerinnen können mit den CEO-Gehältern der Big-Tech-Konzerne nicht mithalten. So ist das Gehalt von Alphabet-CEO (Google-Konzern) Sundar Pichai im Jahr 2022 auf sagenhafte 226 Millionen Dollar gestiegen. Pichai verdient damit alleine mehr als alle deutschen DAX-CEOs zusammen.
Das enorme Gehalt wird aber zusehends kritisiert, weil Alphabet im Januar mit dem Abbau von rund 12.000 Arbeitsplätzen seiner weltweiten Belegschaft begonnen hat. Andererseits verweisen Analysten darauf, dass auch normale Manager bei Alphabet sehr gut verdienen würden. Der Median der Gesamtvergütung für Alphabet-Mitarbeiter lag 2022 tatsächlich bei 279.802 Dollar. Die Vergütung von Pichai betrug allerdings das 808-Fache dieses Betrags.