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> Wie künstliche Intelligenz Krisen vorhersagt

"Außenpolitik ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar" Teil 1

„Außenpolitik ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar.“ Das Selbe gilt auch für die Künstliche Intelligenz (KI). Aber wie beide zusammenhängen, erklärt Beatrice Bischof in einer neuen Textreihe.

The European

„Außenpolitik ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar.“ Das Selbe gilt auch für die Künstliche Intelligenz (KI). „Genauso wie das Internet in den vergangenen zehn Jahren Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend durchdrungen hat, wird KI in den nächsten zehn Jahren überall auftauchen und die Dinge durcheinanderwirbeln. Ein Land, das diese Entwicklung zu ignorieren versucht, wird an Relevanz verlieren.“ Sagt Ludwig Siegele, Technologie-Ressortleiter beim Economist. Wie das genau aussehen könnte untersuchen wir hier mit Hilfe der Konstellationsanalyse des Neorealismus der Münchner Schule von Professor Gottfried-Karl Kindermann.

Wir definieren
Doch vorab müssen wir definieren, was wir genau unter künstlicher Intelligenz verstehen.Oft kommt es zur Verwechslung mit der Künstlichen Intelligenz, die menschlichem Denken überlegen ist. Künstliche Intelligenz (KI) von heute ist besser zu verstehen als „kollektive Intelligenz“. Es geht um maschinelles Lernen, das tiefe Lernen mit neuronalen Netzen (deep neural networks). Neuronale Netze werden mit Unmengen von Daten gefüttert, um Muster zu erkennen. Sie besitzen eine Vielzahl verborgener Schichten (hidden layers), in denen sich beim Training Wahrscheinlichkeitswerte herausbilden. Der KI-Code wird nicht von Programmierern geschrieben, sondern von Daten. Eingabe und Ausgabe stehen in einem definierten mathematischen Verhältnis zu einander. Das Verhältnis beruht, nicht wie bei Menschen üblich, auf logischen Schlussfolgerungen, sondern auf statistischer Berechnung. Dank der großen Rechenkraft von Cloud Computing Firmen wie Amazon und Microsoft können KI Dienste oft schon besser Objekte und Sprache erkennen als Menschen. Zum Beispiel kombiniert Google Duplex drei KI Dienste: Spracherkennung, Satzverständnis und Wortbildung. Unterschieden wird vor allem zwischen starker und schwacher KI. Unter schwacher KI werden Speziallösungen für einzelne Probleme verstanden. Sie erlauben bisher keine Verallgemeinerung. Es sind im Wesentlichen intelligente Entscheidungen für spezielle Teilbereiche. Starke KI ist dagegen Zukunftsmusik, hier sollen in der Zukunft Maschinen auch mit höher entwickelten menschlichen Eigenschaften ausgestattet werden, etwa konzeptionell zu denken. Doch es fehlen bisher Realisierungskonzepte. Im Kern eines KI Systems ist ein sogenanntes Modell, das für eine bestimmte Fragestellung modelliert ist, um bei ausgewählten Entscheidungen zu unterstützen und Vorhersagen zu treffen. Dabei gibt es symbolische Systeme, hier werden Regeln und Beziehungen angewendet die vom Menschen verstanden werden. Und es gibt subsymbolische Systeme, die für Menschen weitgehend Blackbox Systeme sind, deren Inhalte nicht einfach zu verstehen sind (z.B. Support Vector Machine, Hidden Markov Model). Erläutert etwa die Computerwoche. Das sogenannte verstärkende Lernen (reinforcement learning) macht sich die Struktur der tiefen neuronalen Netze zunutze. Algorithmen werden hierbei so programmiert, dass sie Strategien zu Lösung von Problemen entwickeln, indem sie Erfolg (angezeigt durch Belohnung) maximieren. Dem System wird ein abstraktes Ziel vorgegeben, das es durch einen Prozess des Selbstlernens erreicht. Wichtig ist verstärkendes Lernen für komplexe Steuerungsaufgaben. Einsatzmöglichkeiten sind Frühwarnsysteme im Maschinenbau, das Erkennen von relevanten Textpassagen in unstrukturierten Dokumenten (Geheimdienst), Natural Language Processing zur Analyse von Texten und Informationen, um Anlageentscheidungen vorzuschlagen, bei Fondsmanagern. Der Fortschritt in der Forschung zu KI hängt von der Verfügbarkeit von strukturierten Daten im Internet sowie der Steigerung der Rechenleistung und Speicherkapazität moderner Computer ab. Das Internet der Dinge wird die Verfügbarkeit von nutzbaren Daten weiter steigern. Die Entwicklung von KI wird maßgeblich von großen Internetunternehmen vorangetrieben. Deshalb veröffentlichen einige der führenden Unternehmen in den USA Teile ihrer Forschungsergebnisse und stellen der Wissenschaftsgemeinschaft einzelne Softwarekomponenten als „open source“ zur Verfügung. Inzwischen haben viele Länder staatliche Förder-und Entwicklungsprogramme aufgelegt. In Staaten wie China und den USA ist deren Zusammenarbeit mit Unternehmen gerade bei der militärischen Nutzung von KI dem Einblick der Öffentlichkeit größtenteils entzogen.
KI und der Systemwettbewerb
Kommen wir zum ersten Schritt unserer Analyse, der Systemanalyse. Hier stellt sich die Frage: Führt KI zum Systemwettbewerb des 21. Jahrhunderts: zwischen dem digitalen autoritären Staat auf der einen Seite und der liberalen Demokratie auf der anderen? Künstliche Intelligenz wird die globale Ordnung umgestalten. So Nicholas Wright in seinem Artikel “How Artificial Intelligence will reshape the global order” in Foreign Affairs. Das führt zu dem Systemwettbewerb des 21. Jahrhunderts. Sie bietet ein plausibles Mittel für große, wirtschaftlich fortgeschrittene Länder ihre Bürger reich zu machen, und gleichzeitig die Kontrolle über sie zu behalten. China hat begonnen einen digitalen autoritären Staat zu errichten, benutzt Überwachung und Werkzeuge des maschinellen Lernens die Bevölkerung zu kontrollieren. Es schafft ein spezielles „social credit system“ (soziale Bonuspunkte). Ein Beispiel für den freien Fluss der ökonomisch produktiven Aktivitäten, aber die politische Diskussionen im Zaum zu halten ist die Great Firewall Chinas. Das ähnelt dem Consumer Targeting von Amazon und Google, ist aber effektiver, da autoritäre Regierungen dazu Daten einziehen können, was in liberalen Demokratien verboten ist. Die KI ist so gut wie die Qualität der Daten. Einmal von Ostdeutschlands Stasi entwickelt ist der Zensurmechanismus mit KI dramatisch effektiver. Um negative Vorhersagen zu vermeiden beginnen die Menschen sich zu verstellen (Mimikri), das aber verändert ihr Denken. KI verspricht auch bessere zentrale Wirtschaftsplanung. Jack Ma, der Gründer des chinesischen Tech Riesen Alibaba, argumentiert, mit genug Information können zentrale Autoritäten die Wirtschaft durch Planung und Vorhersage der Marktkräfte steuern. Den „Alles überwachenden Staat“ zu schaffen, erfordert eine hohe Ebene an Koordination, viel Geld und Expertise. Chinas internes Sicherheitsbudget beträgt 196 Billionen Dollar, hat hohe Expertise, gehört zu den global Führenden in der KI Forschung. Am weitesten geht der Überwachungsstaat in der Xinjiang Provinz zur Überwachung der Muslimischen Uighuren. Chinas AI Development Plan 2017 beschreibt wie die Fähigkeit der Vorhersage und Gruppenerkennung funktioniert. Peking exportiert das Modell nach Thailand, Vietnam, Sri Lanka, Äthiopien, Iran Russland, Zambia, Zimbabwe. China und Russland treten den Gegenstoß zur amerikanischen Konzeption des freien, grenzenlosen globalen Internets an. Es herrscht ein Wettlauf um den Einfluss in neuen Foren, die die internationalen Standards für KI setzen. Wie die liberalen Demokratien darauf antworten hängt zum Teil davon ab, wie sie mit den KI Herausforderungen und Möglichkeiten intern umgehen, und wie extern. Intern müssen sie neue Technologien fördern. Andererseits haben sich starke Kräfte in der amerikanischen Gesellschaft gegen Massenüberwachungsprogramme gestellt. Die Defense Advanced Research Projects Agency begann die „Total Information Awareness“, ein Überwachungssystem um medizinische, finanzielle, physikalische u.a. Daten zusammenzubringen. Die Opposition in den Medien und zivile Freiheitskämpfer bewirkten, dass der Kongress das Programm fallen ließ. Die zivilen Demokratien erkennen den Wert von Spionage im Ausland an und die Überwachung von Terroristen im Inland, aber mächtige „checks and balances“ beschränken den Sicherheitsapparat des Staates. Doch im Westen sind es nicht nur Regierungen, die die Freiheit der Individuen bedrohen sondern auch oligopole Technologiefirmen. Am Ende werden die Regulierungen die neuen Definitionen von „Medien“ und „Herausgeber“ die durch das Internet geschaffen wurden einholen. Doch „Liberal democracies are unlikely to be won over to digital authoritarianism.“ Wie Nicholas Wright schreibt. Externe Herausforderungen eines neuen autoritären Wettbewerbers können sogar liberale Demokratien stärken. Die meisten Menschen finden das Hin und Her in der Datenpolitik langweilig, schenken ihm kaum Aufmerksamkeit, wenn aber ein dystopisches Regime diese Fragen in der realen Welt aufwirft, wird es weder langweilig nicht abstrakt. Dann müssen Regierungen und Technologiefirmen in liberalen Demokratien erklären wie verschieden sie sind Winston Ma, CEO der China Silkroad Investment & Development (CSID) klärt in seinem Buch „Die digitale Seidenstrasse: Chinas neue Wachstumsstory“ auf, dass die digitale Mittelschicht Chinas nicht nur weitaus zahlreicher ist, sie nutzt neue Technologien auch selbstverständlicher als andere. Ma prophezeit, dass zukünftig noch mehr Schwellenländer auf rein digitale Wirtschaft setzen werden, die zuerst mobil und nur mobil ist. Durch die digitale Seidenstrasse werden die 4IR Technologien zweifellos große Chancen für Entwicklungsländer bieten ihre Lücken zu den Industrieländern zu schließen. Die digitale Seidenstrasse stellt Chinas Erweiterung der digitalen Innovation auf die globalen Märkte durch die One Belt One Road Initiative dar. Es bringt neue Impulse für die grüne Transformation der BRI. Die „digitale Seidenstrasse“ wird die globale Anlagelandschaft nachhaltig prägen. Es ist laut Ma sehr wichtig, „in den Schwellenländern des Mitteleren Ostens oder Südostasiens (ASEAN-Staaten) Unternehmern einen viel größeren Cybermarkt zur Verfügung zu stellen-ein integriertes digitales Ökosystem, das robuster ist als die einzelstaatlichen und das es Innovatoren erlaubt, ihre kreativen Ideen zu testen und zu kommerzialisieren.“ Laut Aktionsplan von 2017, vom chinesischen Staatsrat und der Zentralregierung verabschiedet, soll China bis 2030 zum führenden globalen Standort für die KI Forschung und KI Anwendung werden. Im Hinblick auf die USA werden sich Chinas Fähigkeiten bei betriebswirtschaftlicher KI (Geschäftsabläufe und Entscheidungsfindung) langsamer entwickeln, weil chinesische Unternehmen betriebswirtschaftliche Software nur zögerlich einführen. Allerdings aber hat China die KI und die neue digitale Ökonomie zielgerichteter und umfassender übernommen als viele westliche Staaten. Ma betont daher: „ wenn zudem die Sorge besteht, diese neuen Technologien könnten die geopolitische Ordnung verändern, und ihr vollständiges Potential ungeklärt ist, dann mag es westliche Staaten bedrohlich erscheinen, zu sehen, wie ein Neuling den technologischen Rückstand aufholt.“ Doch stellt Ma richtig, dass die KI Fortschritte, die China macht, nicht notwendigerweise auf Kosten anderer Länder gingen. Alle Länder könnten sich der gleichen Revolution genauso begeistert verschreiben. Als Nation müssten die USA umdenken, nicht bloß auf China reagieren sondern selbst eine nationale Strategie entwickeln, um ihre Schlüsselstärke in der technologischen Innovation auszubauen. „Da China die digitale Seidenstraße als das geeignete Instrument betrachtet, „eine Schicksalsgemeinschaft im Cyberspace“ zu schaffen, ist es im Interesse aller Unternehmen, Staaten und anderer globaler Anspruchsgruppen, mit China und seinen digitalwirtschaftlichen Ökosystem auf vier Schlüsselgebieten in einen Dialog zu treten: Einen rechtlichen Ordnungsrahmen für digitale Ökonomie erstellen…Die Arbeitsmärkte während der digitalen Disruption ausgewogen steuern…Probleme der Cybersicherheit angehen…Eine offene Weltwirtschaft aufbauen…“Die Zukunft sieht so aus, dass weitere Schwellenländer genauso wie China das Zeitalter des PC auslassen und direkt in die digitale Ökonomie springen, die nur mobil ist. Präsident Xi umriss auf den G 20 Gipfeln in Hangzhou (2016) und Hamburg (2017) das Ziel der Initiative: „Die digitale Revolution der Wirtschaft soll eine innovative, dynamische, vernetzte und inklusive Weltwirtschaft hervorbringen.“ Auch Russlands Präsident Wladimir Putin soll nach Nadine Schön, Xing insider, gesagt haben: „Wer die Führung bei der künstlichen Intelligenz übernimmt, wird die Welt regieren.“ KI wird zunehmend als ökonomische Ressource und politischer Machtfaktor betrachtet.
Wer trifft die Entscheidung?
Mit dem zweiten Schritt, der Entscheidungsanalyse, dringen wir schon weiter zum Kern der Sache vor. Hier rücken die Fragen in den Mittelpunkt: Werden politische Entscheidungen in der Außenpolitik bald nicht mehr von Menschen sondern Maschinen getroffen? In Bereichen, in denen es auf Strategie ankommt sind die KI Systeme den Menschen überlegen, aber in der Außenpolitik gibt es auch Regelbrüche in einem komplexen Spielfeld mit vielen Akteuren und unübersehbaren Nebenfolgen von Spielzügen? Wer traut sich dann dem Ergebnis eines ausgeklügelten KI Systems zu widersprechen? Was wenn die andere Seite ebenfalls auf Empfehlung eines KI Systems handelt, dessen Vorgehen unbekannt ist? Lassen sich Menschen von Menschen besser abschätzen als KI Systeme, deren Grundlagen, Algorithmen, Lernmethoden und Datenbasis man nicht kennt? Oder ist es so, dass KI Daten schneller als der Mensch mit einem zunehmenden Grad an Eigenständigkeit auswerten kann und damit besser informierte Entscheidungen getroffen werden können? Was passiert, wenn wir Macht und Einfluss an eine Maschine abgeben, die nur von wenigen programmiert und verstanden wird? Und was, wenn die Entscheidungen der Künstlichen Intelligenz die Vorurteile noch verstärken, die menschliche Intelligenzen haben? KI Systeme können viel mehr und viel schneller Daten erfassen, verknüpfen und bewerten als menschliche Gehirne, die noch dazu von Emotionen gelenkt und von Müdigkeit oder Unaufmerksamkeit befallen werden können. Im chinesischen Außenministerium testet man nun, wie SCMP (South China Morning Post) und Florian Rötzer in heise.de berichten angeblich ein KI System. Big Data und KI würden tiefgreifend verändern, wie die Menschen denken und leben, so ein Sprecher des Ministeriums. Im Hinblick auf das Projekt der neuen Seidenstrasse hofft man im Ministerium mit der Unterstützung der KI Systeme bessere Entscheidungen treffen zu können. Militärisch und ökonomisch ist das „alter Hut“. Die Spieltheorie hat sich daraus entwickelt. KI Systeme können theoretisch aus beobachtbarem Verhalten durch Big Data Analysen Entscheidungen lernen und dynamisch weiterentwickeln. Spieltheoretisch, allerdings muss festgelegt werden, was als Gewinn verstanden werden soll, um optimierte Entscheidungs- oder Reaktionsketten zu generieren. In der Politik will man Deals gewinnen. In der Außenpolitik wird oft die Tit-for-Tat Regel angewendet. Militärisch lässt sich das gut im Konflikt zwischen dem Nato-Westen und Russland sehen, wobei jede Partei vorgibt, nur auf die andere bei dem Wett-und Hochrüsten reagieren zu müssen. KI Systeme sind bei vielen Spielen, wie Schach oder GO, bei denen es auf Strategie ankommt, Menschen überlegen. Die Frage ist nur gilt das auch für die Außenpolitik? Wo es zwar anerkannte Regeln gibt, aber auch jede Menge Regelbrüche in einem komplexen Spielfeld mit vielen Akteuren und unübersehbare Nebenfolgen von Spielzügen. Die KI Systeme können die Informationsgrundlage für außenpolitische Entscheidungen verbessern. Aber die KI Systeme sind nur so gut, wie die zu Grunde liegenden Daten. Zu hinterfragen ist auch, für welche Analysen sich KI Systeme eignen für welche nicht. Die beste KI kann politische Urteilskraft nicht ersetzen. Solche Systeme müssen aber für die Entscheidungsträger in Parlament und Regierung transparent sein und stets angemessener Kontrolle unterliegen. Erschwert wird das, dadurch dass sie außenpolitische Entscheidungsfindung traditionell in fast allen Staaten dem Einblick der Öffentlichkeit entzogen ist. Feng Shuai vom Shanghai Institutes for International Studies erklärt dagegen auf einer Konferenz in Peking: Ein diplomatisches KI System würde immun gegen Leidenschaften, Ehre, Furcht oder andere subjektiven Faktoren sein. Es würde nicht einmal moralische Faktoren berücksichtigen, die mit den strategischen Zielen in Konflikt stehen. Dann gäbe es keine Bremse mehr! Bei Risiko-Abschätzung, strategischer Auswahl, Entscheidungsfindung und Effizienz der Ausführung wäre die Seite, die mit KI Systemen arbeitet, „absolut“ überlegen. Das im chinesischen Außenministerium verwendete KI System soll in der Abteilung für externe Sicherheitsfragen eingesetzt werden. Software für geopolitische Umweltsimulation und Vorhersage wird für fast alle Investitionsprojekte im Ausland eingesetzt. Die Bestätigung der KI Entwicklung von chinesischer Seite verfolgt strategische Ziele: So soll nahe gelegt werden, dass China technisch und deswegen auch in außenpolitischen Entscheidungen überlegen sei. Auf jeden Fall aber wird das Wettrüsten weiter angefacht, das es notwendig erscheinen lässt KI Systeme für außenpolitische Entscheidungen zu entwickeln und einzusetzen. Die Welt wird verstärkt in die Richtung getrieben menschliche Urteilskraft durch smarte Maschinen zu ersetzen. Aber auch in der amerikanischen Innenpolitik kam KI bereits zum Einsatz: Hier trieb es den Kongress die technologische Sache im Entscheidungsprozess der öffentlichen Politik voranzutreiben. Obama hat die Schaffung eines Ausschusses zum Beweisbasierten Entscheidungsprozess autorisiert. Bevor der Ausschuss im September 2017 erlosch, benützte er Regierungsdaten, um die Effektivität der Regierungspolitik zu bewerten und machte auf der Basis seiner Erkenntnisse Vorschläge. Der Vorteil: Big Data kommt einer ideologie-und parteifreien Bewertung der Wirkung der Sozialprogramme näher. KI und Big Data können auch helfen Armut zu bekämpfen, wird argumentiert. 1. KI kann die Menschen an gute Mittelklasse Jobs vermitteln, 2. Wir können nun differenzierte Ausbildung bieten. 3. ein konzertierter Ansatz Erziehung und Jobtraining in das 21. Jahrhundert zu bringen, sollte die Abhängigkeit einer substantiellen Anzahl der Bevölkerung von Regierungsprogrammen beenden. Sie haben den Zweck Amerikanern beizustehen, die kämpfen. Aber! Es ist noch nicht so weit. Die „Kernfrage in Sachen KI lautet: „Kann ich der Sache trauen?“ Im Kern wird es um die Transparenz und Verlässlichkeit beim Einsatz der KI Modelle im Entscheidungsprozess gehen. IBM verspricht mit einer Cloud-basierten Software Verzerrungen in den KI Modellen aufdecken zu können. Die Software soll automatisch erkennen können, auf welcher Basis eine KI-Lösung Entscheidungen trifft bzw. den Anwendern Vorschläge unterbreitet. Über eine Analyse dieser KI Grundlagen könne die Lösung IBM zufolge einschätzen, wie zuverlässig und genau die entsprechende KI funktioniere und mit welchen Unschärfen und Fehlertoleranzen die Anwender zu rechnen hätten. Untersuchungen des IBM Institute for Business Value zufolge wollen 82% aller befragten Unternehmen KI Lösungen einführen, 6 von 10 Betrieben befürchten jedoch Probleme mit der Verlässlichkeit der Technik beziehungsweise verfügen nicht über das notwendige Know-how, um KI sicher und zuverlässig zu betreiben. Mit der Software können Anwender grundsätzlich die Entscheidungsgrundlagen von jedem Workflow überwachen. Doch wie Jesus Mantas, World Economic Forum, erklärt ist der härteste Teil der digitalen Transformation der analoge Mensch. „The hardest part of a digital transformation is us, the „analog“ humans.“ Es ist eine zweispurigen Fahrbahn: wir können Technologie unterrichten sich dem Menschen anzupassen genauso wie wir Menschen lehren können Technologie zu benutzen. Bei KI ist der geleitete Ansatz hin zu menschlichem Wandel einer der größten Erfolgsfaktoren. Entscheidungen, die wir treffen basieren darauf wie uns Information präsentiert wird und nicht was uns gezeigt wird. Wissenschaft demonstriert, dass wir Entscheidungen treffen, die mehr auf Vorurteil bzw. Neigung und Kontext beruhen als auf Analyse und Inhalt. Emotionale Intelligenz ist ein kritischer Erfolgsfaktor. Die EI entwickelt sich mit Fortschritten in der Neurowissenschaft und Werkzeugen wie funktionale magnetische Resonanzvorstellung. Wir lernen unsere eigenen menschlichen Wahrnehmungsregeln/Perzeptionsregeln umzukehren. KI Appliktionen, die den Menschen die Bürden abnehmen und weniger Schritte bedürfen, um eine Aufgabe einfach zu lösen, erzielen bessere Annahme durch den Menschen. Der Schlüssel ist ein Interaktionsplan zwischen KI und dem Menschen. Beladen Sie KI Technologie mit Elementen, die Menschen nicht machen möchten. Die Fusion von Technologie und Plan schafft Werkzeuge unsere Erkenntnis zu entlasten und auszuweiten, so wie wir auch die physische Stärke des Menschen mit Rädern und Maschinen etc. ausgeweitet haben. So wie wir KI lehren wie sich Menschen verhalten, verbessern wir auch unser eigenes Verständnis der menschlichen Vorurteile und unsere Fähigkeiten sich miteinander in Beziehung zu setzen. Es ist ironisch, dass in dem Maß, in dem wir Technologie lehren effektiver zu sein indem sie sich auf Menschen bezieht, zwingt sie uns selbst effektiver zu sein.
KI und ihre Wahrnehmung
Beim dritten Punkt kommen wir zur Perzeptionsanalyse: Sind die Erwartungen und Ängste bezüglich der Künstlichen Intelligenz überzogen? Oder betreten wir eine neue Ära der Informatik, vergleichbar mit der industriellen Revolution. Sind Big Data und KI der Treibstoff der Entwicklung, oft als Strom oder Öl bezeichnet? Christian Simon von der SZ betont, dass Erwartungen sowie Ängste überzogen sind. Im Vergleich zu einem Kleinkind, dem man zwei bis drei Katzenbilder zeigen muss, damit es Katze sagen kann, braucht die klügste KI tausende oder zehntausende Katzenbilder. Trotzdem glauben viele Menschen sie wäre ein Monster. Laut YouGov Umfrage glauben 15% der Deutschen, dass der Nutzen der KI die Risiken überwiegt, 26% sehen mehr Risiken als Nutzen, 45% glauben, dass sich Risiken und Chancen die Waage halten. Elon Musk warnt, dass KI ein „unsterblicher Diktator“ werden könnte. Auch die Angst vor einem realen Skynet (gesehen beim Terminator), das gegen die Menschheit rebelliert, geht um. Hoffnungen wie Ängste scheinen übertrieben. Florian Gallwitz, Informatikprofessor an der Technischen Hochschule Nürnberg, hebt dabei hervor: „Niemand kann überzeugend definieren, was KI überhaupt sein soll, aber im Moment wissen alle, dass jeder KI braucht, und zwar am besten sofort.“ Professorin, Futuristin und Bestsellerautorin Amy Webb sieht eine neue Ära der Informatik, vergleichbar mit der industriellen Revolution. Der Hype dominiert. Doch muss die Frage der Verantwortlichkeit geklärt werden. Maschinen sind gut Korrelationen zu finden, für Kausalitäten aber ist der Mensch notwendig. Das Anwendungsgebiet ist eng. Die theoretischen Grundlagen der heutigen Technologien gibt es seit den 1960er Jahren. Dank gesteigerter Rechenleistung können sie heute umgesetzt werden. Die unklare Definition des Begriffs hat dazu geführt, dass das Feld für einen Hype-Kreiselauf besonders anfällig ist. Die Faustregel des amerikanischen Futuristen Roy Amara „Amaras Gesetz“ lautet, dass Menschen dazu neigen, die kurzfristigen Auswirkungen von Technologie zu überschätzen, die langfristigen Auswirkungen aber zu unterschätzen. Karl-Heinz Land spricht von Erde 5.0 „die Zukunft provozieren“, von der fünften industrielle Revolution. Digitalisierung ein Allheilmittel? Immens zunehmende Leistungskraft der KI, Robotik, 3D Druck, Internet der Dinge. Das Internet der Dinge ist die neue Infrastruktur des Wohlstands, in wenigen Jahren leicht und günstig in die entlegendsten Gebiete zu bringen. Die meisten Produkte werden nur noch Datensätze sein, die irgendwo in der Welt von einem 3D Drucker geprinted werden. Siehe die digitale Seidenstrasse! Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschland leidet: „Wir bekommen das neue Denken nicht in unsere Köpfe. Entscheider in Politik und Wirtschaft schreiben die Vergangenheit wie gewohnt in die Zukunft fort, linear halt.“ Sind die Ängste vor Dematerialisierung und Auslöschung altbekannter Wirtschaftszweige berechtigt? KI steckt bald in allem. „KI of everything“. Physikalische Güter verwandeln sich in Software, in Apps auf dem Handy. „Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Was vernetzt werden kann, wird vernetzt.“ Digitalisierung kostet Arbeitsplätz. Karl Heinz Land tritt beispielsweise für das bedingungslose Grundeinkommen ein. Und die Zielsysteme der Unternehmen zu überdenken. Nicht Gewinn, Marktanteile und Umsatz sollen künftig die zentralen Messgrößen sein, sondern der positive Beitrag dieser Unternehmen zur Gesellschaft. Es ist besser den Menschen in den Entwicklungsländern ein Grundeinkommen zu zahlen. Hans Christian Boos, Unternehmensgründer Arago, Mitglied des Digitalrats der Bundesregierung hebt hervor: „Menschen werden in Zukunft endlich dafür bezahlt, ein Mensch zu sein.“ Veränderungen treffen v.a. Akademiker.
Die Einsatzgebiete
Der vierte Einteilungspunkt ist die Interessen und Machtanalyse: Der Einsatz der KI dient in den Bereichen Außenpolitik und Wirtschaft der Krisenvorhersage. Im Fall der Wirtschaft soll sie Kosten senken, im Fall der Außenpolitik ebenfalls, aber im Hinblick auf Prävention. Hier ist sie wohl auch eine Erweiterung der nachrichtendienstlichen Analyse? Weitere Anwendungsgebiete in der Außenpolitik sind die Einhaltung von Waffenkontrollverträgen und die Modellierung von Verhandlungen. Wie funktioniert die Anwendung der KI in den verschiedenen Bereichen? (Beispiel Wirtschaft, auch China, Seidenstrasse). Umstritten ist ihr Einsatz zur Überwachung oder gar Manipulation der Bevölkerung (siehe im Extremfall Chinas Fire Wall und „Credit System“) und in der Verteidigung in Form autonomer Waffen. „Nach Tim Cook, Apple, taucht hier die Frage auf: „In was für einer Welt wollen wir leben?“ Im Hinblick auf KI als Wirtschaftsfaktor gilt: Die großen Technologiefirmen dominieren die KI Branche (beste Daten, Programmierer, Computersysteme), aber in jüngster Zeit stoßen auch andere Unternehmen hinzu: Textilhändler H&M (Erkennung von Modetrends), Unilever (Bewertung von Jobbewerbern), Repsol (Raffinerien effizienter machen), Siemens (Optimierung der Gasturbinen). Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers schätzen: KI wird die Weltwirtschaftsleistung bis 2030 um fast 16 Billionen Dollar vergrößern. Der wichtigste ökonomische Effekt von KI ist, dass sie die Kosten von Vorhersagen stark senkt und damit Unternehmen produktiver macht. So Ludwig Siegele vom Economist. „KI ist wie Strom“. China dominiert heute den Hardwaremarkt, wird diese Position nun planmäßig mit smarter Software kombiniert, kann China auf dem gesamten Sektor „weltweite Standards setzen“. KI wird darin zum Schlüssel zur Aufrechterhaltung der Produktivität. Die wichtigsten chinesischen ökonomischen Akteure auf dem Feld wie Alibaba, Baidu oder Tencent haben mit Bezahllösungen und universellen Apps wie Alipay oder WeChat bereits die größte Social Media Nation geschaffen. Dabei gehen alle Daten an den Hersteller und sind damit zu kontrollieren. Alle Unternehmen haben staatliche Verbindungen und spezielle Aufträge (autonomes Fahren, Social Scoring, Gesundheitsdienste). China ist damit bei der Kontrolle des Internetverkehrs und bei E-Commerce die Nummer eins. Was die wirtschaftlichen Folgen von KI angeht, sind die Auswirkungen auf die Außenpolitik schwerer abzuwägen. Einigen Ländern könnte die Technik helfen, ganze Entwicklungsstufen zu überspringen. China will Weltmarktführer der Branche werden. Bis 2030 eine KI Wirtschaft von fast 60 Milliarden Dollar aufbauen. McKinsey Global Institute schätzt, dass mit bisher bekannter Technik 5% aller Berufe wegautomatisiert werden. Die Frage nach wirtschaftlicher Konzentration stellt sich bei Amazon, Google und Co. Auch Deutschland setzt auf Maschinenintelligenz der Zukunft, die aus München kommen soll. Pflegeroboter, Flugtaxis, schlaue Gehilfen. Es wurde die „Munich School for Robotics and Maschine Intelligence“ errichtet. Ein Produkt daraus Garmi ein intelligenter Haushaltshelfer für Senioren. Roboter werden als Assistenten des Menschen gesehen. Dr. Bernd Slaghuis sagt hierzu: „Algorithmen und KI können Entscheidungsprozesse unterstützen, doch auch in 20 Jahren sollten immer noch Menschen über Menschen entscheiden und zwar in allen Lebensbereichen.“ Weitere Beispiele sind das Robo-Recruiting und im Finanzwesen werden Börseninvestments u.a. Dienste automatisiert. Hedgefonds und Banken experimentieren mit der Automatisierung ihres Back Offices. Die Wall Street nutzt maschinelles Lernen bereits. Die Risiken: Sie stellen ein hochattraktives Ziel für Hacker dar und könnten sich als „Single Point of Failure“ für systemische Risiken erweisen. Die Automatisierung im Bereich des Hochfrequenzhandels sorgt bereits für systemische Risiken, wie sogenannte Flash-Crashs, also plötzlich und unerwartet auftretende Börsenabstürze. Laut einer WEF Studie aber birgt KI im Finanzwesen den sog. algorithmischen Bias. Menschliche Fähigkeiten bleiben also auch hier bei einer weiteren Automatisierung wichtig. Das gilt auch für Rechtsanwälte: Monica Chin, mashable.com, erzählt, dass KI Top-Anwälte im eigenen Spiel schlägt. Ihnen aber nur helfen kann ihre Arbeit auszulagern und sich auf Aufgaben zu konzentrieren, die immer noch ein menschliches Gehirn verlangen. Für die Medien ist das Projekt „Sheldon County“ interessant. Es ist ein Podcast, der komplett von einem KI System geschrieben und eingesprochen wird. Thema ist Computational Media. Mittel dazu ist: die prozeduale Generierung von Inhalten.
Wie sieht der Einsatz von KI in der Außen-und Sicherheitspolitik aus?
Laut Studie des britischen Thinktank Chatham House werden drei Einsatzmöglichkeiten beschrieben: KI könnte komplizierte internationale Verhandlungen modellieren und vereinfachen. Sie könnte geopolitisch wichtige Ereignisse vorhersagen und dabei helfen, die Einhaltung von Waffenkontrollverträgen zu überprüfen. Die beiden letzten Fälle sind keine Zukunftsmusik mehr: Recorded Future (schwedisch-amerikanisches Unternehmen) setzt bereits auf maschinelles Lernen, um Hackerangriffe u.a. Bedrohungen früh zu erkennen. Die Software von Palantir, einem vom Pentagon mitfinanziertem KI Unternehmen mit Sitz im Silicon Valley, hilft Inspektoren der IAEA in Wien bei ihrer Arbeit im Irak. Bei KI in der außenpolitischen Planung ist davon auszugehen, dass KI Systeme schon in naher Zukunft auch die außenpolitische Planung und Entscheidungsfindung verändern werden. Die enorm erweiterten Möglichkeiten der Datenverarbeitung durch KI erlauben es, Prognosen zu den Folgen spezifischer außenpolitischer Entscheidungen zu erstellen und deren Auswirkungen in Echtzeit zu erfassen. Das lässt sich als Erweiterung der klassischen nachrichtendienstlichen Analyse verstehen. Die automatisierte Auswertung durch KI Systeme ermöglicht es nun größere Datenmengen zu verarbeiten und Daten unterschiedlicher Art und Herkunft zu verknüpfen. Künftig können solche Systeme für die Krisenfrüherkennung, bei Pandemien, zur Analyse der Migrationsströme genutzt werden. Das Auswärtige Amt richtet zu eben diesem Zweck in der Abteilung für Krisenprävention, Stabilisierung, Konfliktnachsorge und Humanitäre Hilfe gerade ein datenbasiertes Analysesystem ein, KI zur Stärkung ihrer offensiven wie defensiven Cybersecurity-kapazitäten zu nutzen. In der Praxis heißt das, wie Prof. Carlo Masala von der Bundeswehruniversität in München erklärt: Es herrscht Personalmangel in den Ministerien, v.a. auch im Außenministerium. Zudem gilt hier das Rotationsprinzip. Die 50 Beamten von früher werden mit der Datenflut von heute so nicht mehr fertig. Die Analysten aus den Ministerien und Geheimdiensten, die die Situation einschätzen sollen, haben keine einheitliche Datengrundlage. Doch auch in der Krisenfrüherkennung kann kein Analyst ersetzt werden. Die Modelle, die die Interpretation der Lage unterstützen, dienen lediglich der Datenaufbereitung. Eine 100%ige Krisenvorhersage gibt es nicht. Es sind alles soziale Akteure, sie haben Handlungsfreiheit. Historische und aktuelle Daten werden unter den Bedingungen des Status Quo betrachtet, eingespeist und eine Wahrscheinlichkeit prognostiziert. Die politisch Verantwortlichen müssen dann entscheiden, „interessiert uns diese Krise?“ KI dient der Validierungsgrundlage durch Modellbildung. Der menschliche Faktor ist wichtig, die Modelle müssen handhabbar sein. „Master of Intelligence and Security Standards“ haben. KI ist nur so gut, wie das was in das System eingespeist wird. Krisenfrüherkennung bezieht sich auf Entwicklungen, die weitab wirken oder Einwirkungen darauf haben, was in einem anderen Land passiert. Als Ziel seiner Forschung sieht Masala, dass bei der Morgenlage Besprechung im Kanzleramt einmal eine einheitliche Datenlage zugrunde liegen wird. Auch in der Verteidigung dient KI der Analyse großer Datenmengen. Das Bundesverteidigungsministerium will damit Krisen und Kriege vorherzusagen. Dafür will es die maschinell analysierten Daten auch mit geheimen Informationen kombinieren. Die Idee hinter der Studie: lernfähige Software kann Datenberge auswerten und in ihnen Tendenzen erkennen, die menschliche Analysten nicht sehen. Genau wie das Außenministerium testet auch das Verteidigungsministerium software-basierte Krisenvorhersage. Seit dem 17. Dezember 2017mit dem Watson, der KI Plattform von IBM. Aus der Kombination der Daten sollen die KI Modelle möglicher Krisen kreieren und grafisch darstellen. Auch hier gilt nach Masala: Das Ziel ist nicht menschliche Analysten abzuschaffen, KI kann soziale Interaktionen nicht einschätzen. Es gibt aber auch Kritik an der maschinellen Krisenanalyse: der zivil-militärische Blick in die digitale Glaskugel soll helfen, Flüchtlinge abzuwehren, Interventionen vorzubereiten oder Kriege zu gewinnen. Das Problem: Technik kann als Überwachungswerkzeug betrachtet werden. Die Studie „Artificial Intelligence and Foreign Policy“ der Berliner Thinktank Stiftung Neue Verantwortung (SNV) identifiziert drei Schwerpunkte: autonome Waffen, wirtschaftliche Auswirkungen sowie Konsequenzen für Demokratie und Gesellschaft Autonome Waffen sind die bedrohlichste Entwicklung, können verschiedene Formen annehmen, von automatisierten Hacker-Angriffen bis hin zu sich selbst steuernden Drohnen Schwärmen. Rüstungsexperten befürchten eine ethische Asymmetrie: Länder wie China könnten auf den „human in the loop“ völlig verzichten, während westliche Staaten diese rote Linie unter Umständen nicht überschreiten. Google entschied sich im Mai seine Teilnahme am „Project Maven“ einzustellen. (das Pentagon entwickelt Software, die Menschen und Dinge in Drohnen-Aufnahmen unterscheiden soll). Chinesische Online Konzerne wie Alibaba und Tencent haben weniger Bedenken, da sie in die „zivil-militärische Fusion“ eingebunden sind, wie die chinesische Regierung ihre enge Zusammenarbeit mit Technik-Firmen nennt. Wie Ludwig Siegele im Economist erläutert. Auch Marvin Strathmann erläutert die Kritik an den Waffensystemen: „Aufstand gegen die Killerroboter“. Mehrere Staaten arbeiten an autonomen Waffensystemen, 160 Organisationen auf Forschung und Wirtschaft sowie 2400 Experten versprechen nun: Wir werden keine Killerroboter bauen. Bild: Arnold Schwarzenegger als Terminator. Gebaut wird an U-Booten (Ziele automatisch anvisieren und zerstören), unbemannten Drohnen (die selbständig Raketen abfeuern und Grenzanlagen, die ohne menschlichen Befehl gezielt schießen). Schon in wenigen Jahren sollen die ersten ausgereiften autonomen Kampfsysteme die Kriege dieser Welt entscheiden. Damit sind wir bereits beim oft kritischen Blick auf die Auswirkungen auf Demokratie und Gesellschaft: Das wird die Außenpolitik voraussichtlich vor die größte Herausforderung stellen. Die Technik ist nicht nur das perfekte Überwachungswerkzeug (Videokameras, die mit speziellen Chips ausgestattet sind, verfolgen schon heute Menschen automatisch), KI kann auch zur Massenmanipulation eingesetzt werden. Amerikanischer Forscher erklären, dass die chinesische Regierung Quelle von fast 450 Millionen Online-Kommentaren jährlich ist, die oft nur der Ablenkung dienen. Meist noch von Menschen geschrieben, könnten es künftig intelligente Bots sein. China verfügt über den tiefsten Datenpool, wenn es um Verbraucher geht. Andere Länder, auch Deutschland, sind aus kulturellen und rechtlichen Gründen viel datenärmer. Laut Financial Times ist Daten-Protektionismus ein immer größeres Problem für globale Unternehmen. In Bezug auf die Möglichkeit der Massenmanipulation erklären Eric Rosenbach und Katherine Mansted vom Belfer Center for Science and International Affairs der Harvard Kennedy School gar: „Die Wahrheit ist tot“ und fragen ob Demokratie die neue Welle künstlicher Intelligenz überleben kann? Die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz könnte in den kommenden Jahren Gegner in die Lage versetzen, ihre Fähigkeiten schneller auszubauen als wir unsere Mittel, um sie zu bekämpfen. Angetrieben werden die Fortschritte vor allem durch die steigende Datenflut: Parallele Entwicklungen tragen zu immer gewaltigeren Datenmassen bei: Geotagging durch Smartphone Apps, intelligente Autos und Finanzdienstleister, eine verbesserte Gesichtserkennung und Affective Computing, bei dem Programme aus Texten, Gesichtsausdrücken und Stimmmustern menschliche Gefühle auslesen. Befeuert wird diese Datenexplosion vornehmlich durch die Wirtschaft. Daten ermöglichen es Unternehmen ihre Kunden zielgenauer ins Visier zu nehmen. Sie können gesellschaftliche Spaltungen in umstrittenen Fragen verschärfen, indem sie gezielt empfängliche Gruppen ins Visier nehmen. Mikrotargeting über Soziale Medien ist eine der schwieriger abzuwehrenden Taktiken der Informationskooperation. Mit der nächsten Welle der KI Forschung könnten allerdings Bots ans Steuer gelangen. Dann sind automatisch erstellte gefälschte Identitäten im Netz schwieriger aufzuspüren. KI Werkzeuge sind lernende Systeme. Analysten verweisen auf eine noch größere Gefahr für die Demokratie: Wer vermehrt auf digitale Fälschungen setzt, untergräbt damit auch das Vertrauen in absolut glaubwürdige Informationen. Vertrauenswürdige Webseiten werden inzwischen mit einem Sicherheitszertifikat ausgestattet. Blockchain-Technologien können sicherstellen, dass entsprechende Zertifikate echt sind. Aber! Bei besonders strittigen Themen wie internationale Krisen werden gefälschte audiovisuelle Inhalte wahrscheinlich weiterhin erhebliche Probleme bereiten. Ebenso bei Meldungen, die schnell die Runde machen und rasche Entscheidungen fordern. Als Resumè folgt nach Eric Rosenbach und Kathrine Mansted: „Die Informationstechnologien… verändern auch die Natur des politischen Geschäfts und der Konflikte im 21. Jahrhundert….Deshalb sollten sich Demokratien auf immer raffiniertere und aggressivere Angriffe dieser Art gefasst machen. Auch müssen ihre Führer erkennen, dass sich nationale Interessen nicht mehr durch konventionelle militärische, wirtschaftliche und diplomatische Mittel vertreten und verteidigen lassen.“ Auch die zunehmende Effizienz der Suchmaschinen nimmt den Menschen die Möglichkeit der Auswahl ihrer Entscheidungen. Sie werden gesteuert. Und das von den wenigen Monopolisten. Google will also Antworten geben, bevor jemand Fragen stellt. So Simon Hurtz in SZ.de. „Die Menschen wollen, dass Google ihnen sagt, was sie als Nächstes tun sollen.“ Vorher galt bei Google erst wer tippt findet. „Menschen wollen wissen, was sie meinen, und in der Lage sein, ihnen eine exakt richtige Antwort zu geben.“ so Eric Schmidt (Google Chef 2005) Nach Larry Page gilt: „Wirklich gute Suche bedeutet, Bedürfnisse innerhalb eines Wimpernschlags in Aktionen zu übersetzen..“ Mitte der 90er Jahre war das Netz noch ein Dschungel, heute dominieren wenige Unternehmen, Monokulturen. Facebook und Amazon laufen dabei Google den Rang ab. Menschen reden künftig mit ihren Geräten (Alexa, Siri, Google Assistent) Daher ist eine sofortige richtige Antwort wichtig. Aber es geht die Möglichkeit verloren Dinge zu entdecken, die man gar nicht gesucht hat. Apple Chef Tim Cook warnt vor Daten als Waffen „mit militärischer Effizienz“ Er betont dabei: „ Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben?“ Cook meint, dass man Unternehmen, die Handel mit privaten Daten von Menschen betreiben zur Verantwortung ziehen muss, nicht die Algorithmen. Private Daten, die als Waffe mit militärischer Effizienz eingesetzt werden. Das ist ein datenindustrieller Komplex wie Dwight D. Eisenhower 1961 einen militärisch-industriellen Komplex aus Armee und Waffenfirmen geschaffen hat. Im Zusammenhang mit Massenmanipulation richtet sich der Blick auch immer wieder auf China und die Zensur Algorithmen bei WeChat von Tencent. WeChat wird seit 2011 von der Regierung kontrolliert, ist erste Nachrichtenquelle für mehr als eine Billion Nutzer und hat eine „in app“ installiert mit einer Liste von „Top Ten Rumors“. Sie bezieht sich aber nur auf Konsumentenerziehung, damit kann aber auch jede Form von politisch Abtrünnigen als Gerücht getagt werden. Freedom House bezeichnet China als größten Missbrauer der Freiheit des Internets. Besonders das Internetzensurprogramm „Golden Shield Project“ mit dem Untersystem Great Firewall, dass den Zugriff auf ausländische Seiten blockiert. Der Blog Blocked on Weibo führt eine Liste der verbotenen Begriffe in den Sozialen Medien, Namen von Dissidenten, unkooperativen Blogs, verschlüsselte Bezüge zu revolutionären politischen Momenten. Es gibt zwei Arten von Algorithmen: einer basiert auf optischen Charakteristiken, scannt Bilder verbotener Texte, der andere filtert Bilder indem er sie visuell mit einer Datenliste von Symbolen und Fotografien auf einer schwarzen Liste vergleicht. Google soll eine zensierte Suchmaschine einrichten „Project Dragonfly“ Sie soll der Verfolgung der Moslemischen Minderheit in Xinjiang (Uighuren) dienen. Die Chinesen bezeichnen die Überwachungsmaßnahmen wie Gesichtserkennungs Kameras, DNA Proben und Blutgruppen als Maßnahmen gegen den Terrorismus. 14 Menschenrechtsorganisationen und US Vize Pence forderten die „Dragonfly“ App sofort zu beenden. Chinesische Regierungsbehörden zwangen die Uighuren eine App (Jingwang) downzuloaden, die Fotos scannt, Videos, E-books u.a. (Open Technology Fund berichtete). Zur Fortsetzung kommen Sie "hier":https://www.theeuropean.de/beatrice-bischof/15254-kuenstliche-intelligenz-das-wettrennen-beginnt
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