"Außenpolitik ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar" Teil 2
Dass Außenpolitik und Künstliche Intelligenz nicht von einander zu trennen sind, betont Beatrice Bischof. Doch wie sehen ganz konkret die Aufgaben für die deutsche Außenpolitik aus?

Wir sind hier schon längst auf dem Weg zum fünften Punkt der Analyse: Konflikt und Kooperation: Zwischen den Staaten ist schon ein globales Wettrennen entbrannt. Die Frage des Dual Use führt in den Handelskriegen zwischen den USA und China bereits zu Exportstopps und der Einschränkung ausländischer Direktinvestitionen. Also doch ein neuer Rüstungswettlauf? Durch die Entwicklung nationaler KI Strategien versuchen Staaten einen optimalen Nährboden für die Entwicklung von KI Technologien zu bieten. Mittlerweile hinlänglich akzeptiert ist, dass KI in Zukunft für Wissenschaft, Gesellschaft und insbesondere die Wirtschaft ein enorm wichtiges Erfolgskriterium sein wird. Als zentrale Herausforderung für die Außenpolitik ist die internationale Entwicklung und der Einsatz von KI bisher jedoch kaum thematisiert worden. Dabei ist sie heute bereits unmittelbar von Entwicklungen im Bereich der KI betroffen. Die Dual Use Eigenschaften von KI sind das zentrale Problem, mit dem sich die Außenpolitik in unterschiedlichen Politikfeldern konfrontiert sieht. Das heißt Handelskrieg oder auch Handels-und wirtschaftspolitische Herausforderungen einer zunehmend KI basierten Wertschöpfung: Für KI ist der Zugang zu Daten und spezialisierter Hardware notwendig. Große amerikanische Technologiekonzerne und ihre chinesischen Kontrahenten sind in beiden Disziplinen weltweit führend. In den aktuellen Handelskonflikten zwischen den USA und China verhängte die Trump Administration bereits Exportstopps amerikanischer Schlüsseltechnologien an chinesische Telekommunkationsunternehmen. Gleichsam beschäftigt sich der US Kongress mit neuer Gesetzgebung, die darauf abzielt ausländische Direktinvestitionen in amerikanische Schlüsseltechnologien einzuschränken. Dabei wird unlängst ein Spionagevorwurf laut: Gegen den chinesischen Smartphone Hersteller Huawei: Es geht um Spyware in KI Chips. Technologisch bedeutet das: Neuronale Netze bleiben beim User. Thomas Heuzeroth, amp.welt.de, Chef der Unternehmensberatung Roland Berger Charles-èdouard Bouée: „Das Rennen um die Vormachtstellung bei der künstlichen Intelligenz ist offen.“ Google hat schon vor Jahren den Wandel von „Mobile First“ zu „AI First“ vollzogen. Ähnlich aktiv sind die chinesischen Internetkonzerne Baidu, Alibaba und Tencent. Doch die Zukunft der Technologie KI wird nicht mehr in großen Datenzentren mit leistungsstarken Computern ausgeführt, sondern auf den Geräten der Nutzer selbst. Persönliche und dezentrale KI. Die für das maschinelle Lernen notwendigen neuronalen Netzwerke finden sich bereits heute schon in Smartphone-Prozessoren von Apple und Huawei. Besonders für autonome Fahrzeuge ist der Zeitvorteil wichtig. Dazu eine personalisierte Werbung aufzubauen wird schwierig, da die Daten in dem Fall beim Nutzer bleiben. Anfang Oktober forderte das Bundesamt eine Stellungnahme von Apple und Amazone zum Spionagevorwurf gegen die Chinesen. Experten halten den mutmaßlichen chinesischen Hacker-Angriff mittels verbauter Mikrochips in Servern von Apple und Amazon für ein reales Szenario. Finanzdienst Bloomberg berichtet, dass chinesische (Militär) Hacker die Chips in Elektronik von Servern einer amerikanischen Firma eingebaut hätten, deren Rechner in großen amerikanischen Konzernen sowie Behörden genutzt werden. Sie erlauben die Kontrolle über die Server zu übernehmen und Informationen anzuzapfen. Dieses Problem wird von der einseitigen Abhängigkeit der Hardwarebranche von günstigen Herstellern in China begünstigt. Aber auch Samsung investiert lt. 22 Milliarden in den Ausbau der 5G Infrastruktur sowie Bereiche der KI und Internet of Things. Damit soll ein leistungsstarker drahtloser Informationsfluss realisiert werden. Ziel von Samsung ist „ein automatisiertes, KI-gesteuertes Mobilfunknetz zu implementieren, das die Produktivität, Intelligenz und Sicherheit in Unternehmen erhöht“. Jeong Wook Tak, Vizepräsident Samsung Enterprise Business. Ein Ökonom prophezeit China 100 Millionen neue Jobs durch KI. In den kommenden Jahren könnte die Automatisierung dem Land zu einer Wirtschaftsexplosion verhelfen. Derzeit gibt es ein Wettrennen zwischen den USA-China und Europa um die Entwicklung der leistungsstärksten KI. John Hawksworth, Chefökonom von Pricewaterhousecoopers: nach den Berechnungen könnte China in den nächsten 20 Jahren um 20% zulegen, die USA dagegen nur um 15%. China müsste den Übergang zu automatisierten Lieferketten hinbekommen. In den traditionellen Bereichen würden 204 Millionen Arbeitsplätze bis 2037 verloren gehen, dafür 297 Millionen v.a. in Dienstleistungen geschaffen werden. Es wird interessant, ob China mit seiner Marktwirtschaft nach Plan die Herausforderungen von Digitalisierung und Automatisierung besser in den Griff bekommt als die USA. Xi Jingping will China bis 2030 zur Nummer 1 in KI machen.