Der gefühlte Vizekanzler
Im Parlament drohen Ödnis und gähnende Langeweile. Da wird der Außenminister schon mal zum Vizekanzler und die Verteidigungsministerin zur Agendasetterin.

Die tatsächliche und auch die gefühlte Übermacht der Großkoalitionäre (Groko) im Bundestag ist so gewaltig, dass die sie bildenden Unionisten und Sozialdemokraten gleich beide Parlamentsfunktionen übernommen haben: Regierung und Opposition. Über diverse Geplänkel und verbale Raufereien um Vorschläge für eine befristete Familienarbeitszeit bis hin zum flächendeckenden Mindestlohn wird vornehmlich auf Feldern gestritten, wo es um die Verteilung von weiteren Wohltaten und weniger um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes und die Stärkung seiner Leistungskraft geht. Gegen die „Rente mit 63“ polemisiert neuerdings auch der während der Koalitionsverhandlungen sich noch verdächtig bedeckt gebende Bundesminister a.D. und ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, der vielleicht auch noch ein persönliches Hühnchen mit seiner Nachfolgerin im Arbeits- und Sozialministerium, Andrea Nahles, zu rupfen hat.