Im Warenhaus der Ideologien
Ideologie, wo bist du? In der Parteienlandschaft Haltungen zu finden, gleicht dem Lösen eines komplizierten Kreuzworträtselheftes. Eine Spurensuche.

Schweigend und lächelnd wahrt sie die Äquidistanz. Angela Merkel bleibt sich wieder einmal treu und lässt sich nicht in die Karten schauen. Wieder wartet die Kanzlerin ab, bis sich die Fronten deutlicher klären und die Nebel sich lichten. Interessiert beobachtet die CDU-Vorsitzende, dass ihre Stellvertreter Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz), Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) und Thomas Strobl (Baden-Württemberg) gern mit den Grünen ein koalitionspolitisches Techtelmechtel beginnen würden. Die Oppositionsbänke drückend suchen die Vorsitzenden dieser großen Landesverbände händeringend, die grüne Partei der Umarmung der Sozialdemokraten zu entwinden. Auch der Hesse Volker Bouffier schielt nach den Grünen, um einer Ménage à trois von Rot und Rot mit Grün zuvorzukommen. Es sind vor allem die südwestdeutschen Grünen, die sich dem Flirt mit der Union nicht spröde verweigern. Die Super-Realos rund um den katholischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Parteichef Cem Özdemir haben durch die Niederlage bei der Bundestagswahl Oberwasser bekommen und brechen parteiintern die Fronten auf. Unter ihrer Anführung tippeln auch alt gewordene Frontkämpferinnen wie Claudia Roth und Haudegen wie Jürgen Trittin erste Schrittchen auf die CDU zu und reihen sich schicksalsergeben in die grüne Verhandlungsdelegation ein.