Koran, Thora und Bibel
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Es ist gut, dass am 11. September kein Koran brannte. Bücher zündet man nicht an, Bücher, die anderen heilig sind, schon gar nicht. Weniger gut ist es, dass Ausfälle gegen den Islam verurteilt, solche gegen Judentum und Christentum aber eher toleriert werden.

Wenn Korane zu brennen drohen, ist es ein Fall für die Weltpolitik. Brennt die Bibel, ist es ein Fall für die Lokalpresse. Schändlich ist beides, gefährlich nur das Erstere. Das Taktieren eines christlichen Predigers aus Florida brachte das Ungleichgewicht an den Tag. Pastor Terry Jones hatte angekündigt, am Jahrestag der islamisch motivierten Anschläge vom 11. September 2001 das heilige Buch der Muslime öffentlich zu verbrennen. Der US-amerikanische Präsident, die Außenministerin, der Verteidigungsminister, der Justizminister, der Oberbefehlshaber der NATO in Afghanistan, der NATO-Generalsekretär und zahllose weitere Politiker warnten vor dem tatsächlich respektlosen, törichten Akt. Jones ließ sich bekehren. Auch so habe er bereits hinreichend dargelegt, "dass es ein sehr gefährliches und sehr radikales Element des Islam gibt". Kein Koran brannte am 11. September 2010 in Gainesville. Am 26. September 2009 brannte in Berlin die Bibel, am 18. September 2010 könnte es wieder so weit sein. Wir erinnern uns: Die Bibel ist jenes Buch der Bücher, dessen größerer Teil von Juden für Juden geschrieben worden ist. Die hebräische Bibel umfasst deutlich mehr Seiten als das Neue Testament. Beide zusammen bilden die eine Bibel. Brennt diese, gehen immer genuin jüdische und genuin christliche Seiten zugleich in Flammen auf, wobei der jüdische Anteil überwiegt.