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> Zur Stuttgart-21-Schlichtung
Der Protest geht weiter
Den Ausgang des Demokratie-Experiments Schlichtung für Stuttgart 21 betrachten wir mit gemischten Gefühlen. Immerhin wird es der Bahn schwerfallen, die proklamierte Leistungssteigerung wie gefordert nachzuweisen. Die Proteste gegen das Projekt aber werden weitergehen.

Die Befürworter der Alternative K21 und Gegner von Stuttgart 21 haben nicht wegen eines Schlichterspruchs à la "Stuttgart 21 versenkt“ an der Schlichtung teilgenommen. Uns war viel wichtiger, dieses Demokratie-Experiment zu versuchen und es zu nutzen, um bundesweit und bis in das letzte Wohnzimmer argumentieren zu können, warum Stuttgart 21 "Quatsch“ (Geißler) ist. Und ich denke, wir waren da wirklich gut.
Der Schlichterspruch befriedigt nur bedingt
Natürlich befriedigt uns der Schlichterspruch von Heiner Geißler nicht unbedingt. Da stehen auch zu viele Absichtserklärungen drin, die bei näherem Hinsehen selbst beim besten Willen nicht "verwirklicht werden können":http://www.theeuropean.de/wolfgang-dietrich/5074-klare-mehrheit-fuer-bahnprojekt-stuttgart-ulm. Man kann keine 200 Jahre alten Platanen verpflanzen, und die Gäubahn über Feuerbach an den geplanten Tiefbahnhof anzubinden geht nur, wenn der Zug in Feuerbach "Kopf macht“. Aber wir haben es geschafft, die Deutsche Bahn zu einer Betriebssimulation zu verpflichten, in der sie nachweisen muss, dass sie die behaupteten 30 Prozent mehr Leistung in der Spitzenstunde, also zwischen 7 und 8 Uhr morgens, fahren kann. Und das wird der DB schwerfallen, es sei denn, sie überarbeitet die Planung bei den Zulaufstrecken, und das wird teuer. Am Ende steht dann aber doch wieder die Frage, warum man sieben bis acht Milliarden Euro für den Neubau des Stuttgarter Bahnknotens ausgeben soll, um dann am Ende die gleiche Leistung zu erreichen, wie sie der modernisierte Kopfbahnhof bringt. Abgesehen von diesem Grundwiderspruch geht es aber auch um die Frage des Reisekomforts, der Sicherheit und der Baurisiken, alles Dinge, die beim Kopfbahnhof deutlich besser gelöst sind als beim geplanten Tiefbahnhof. Nun, die Bahn hat jetzt Zeit darüber nachzudenken, wie sie den Schlichterspruch umsetzt. Mit einer sofortigen Wiederaufnahme der Bautätigkeit rechne ich in den nächsten Wochen nicht, es sei denn, Bahnchef Grube meint, wieder einmal zeigen zu müssen, was für ein "harter Hund“ er ist.Der Protest wird weitergehen
Der Protest gegen Stuttgart 21 wird hingegen weitergehen. Zum einen werden die Montagsdemos fortgeführt werden, und am 11. Dezember wird es eine Großdemonstration geben. Das Ziel ist es, der Deutschen Bahn und der Politik begreiflich zu machen, dass dieses Vorhaben stets von Protesten begleitet sein wird und dass es illusionär ist, zu glauben, man könne im Herzen der Stadt gegen den Willen der Bevölkerung eine 15 Jahre dauernde Baustelle aufmachen. Eine solche Baustelle greift tief ein in den Alltag der Menschen und ist dann der tägliche Anlass für Protest. Nein, das hält niemand durch, die Bevölkerung nicht und die Bahn erst recht nicht. Und ob es die Politik durchhält, wird sich spätestens am 27. März nächsten Jahres bei der Landtagswahl zeigen.Kommentare (0)
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