Der Knackpunkt des ökumenischen Gesprächs
Zum Reformationsfest heute als Katholik die Feststellung: Die Reformation muss weitergehen. Die Zeichen stehen auf Weiterfahrt.

Allerdings muss der gesamte Fahrplan im Blick sein. Erster Punkt: Jesus kann aus der Herrlichkeit des Vaters heute Signale geben und wirksam handeln. Kirche ist nicht ein Weltanschauungsverein, nicht ein Rat und kein Verein. Jesus lebt, heißt es unter den Christen. Er will sichtbar werden. Darin sind sich alle einig. Und auch: Dass er von Gott kam, geboren von der Jungfrau Maria, und als wahrer Gott und wahrer Mensch für die Sünde der Welt starb und dann auferweckt wurde vom Vater. Diese Formel birgt das Kernstück des christlichen Glaubens, formuliert im Einigungstext der Christenheit, das Glaubensbekenntnis der frühen Kirche. Es soll unter anderem sagen: Mit dem einen neuen Menschen Jesus hat Gott der ganzen Welt einen neuen Weg eröffnet. Zu sehen ist von dem einen Jesus nicht viel. Denn die Christen haben ihr schönstes Pfand verloren: Die Einheit derer, die sich um Jesus zu einer einzigen neuen Gemeinschaft verbunden glauben. Die Einheit wäre der schönste Beweis, wie folgenreich diese rettende Tat Jesu in der Welt ist. Stattdessen gibt es eine Vielzahl von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Es wächst viel zu schleppend zusammen, was zusammengehört. Selbst innerhalb der evangelischen Christen herrscht Trennung. Da kann Frau Käßmann noch so sehr Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland genannt werden: Es gibt sie nicht, die Evangelische Kirche. Man schaue nur in die Städte und Dörfer unseres Landes. Baptisten, Landeskirchliche Gemeinschaften und Bibelchristen, die Sieben-Tags-Adventisten und die Gemeinde der Heiligen der Letzten Tage: Alle nennen sich irgendwie evangelisch. Evangelische Kirche sind sie nicht. Trotzdem ist Jesus in ihrer Mitte. Niemand kann ihm befehlen, abwesend zu bleiben, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln. Er ist tatsächlich ein Mensch der Gnade. Er entzieht sich unserem weltlichen Ordnungsdenken. Sein Wirken ist ohne Grenzen. In aller Freiheit will er die Menschen um sich sehen, die Seine Jünger sind.