Armee mit Staat
Durch Soziale und politische Bewegungen wird die Gesellschaft in den Fokus internationaler Beziehungen gestellt und die Machtposition des Staates neu verhandelt. Auch in Israel grenzen sich unabhängige Organisationen vom Staatsapparat ab und verändern die Gesellschaft signifikant. Doch Verfechter einer militarisierten Gesellschaft nutzen die Schwächen der Zivilgesellschaft für ihre Zwecke aus.

Der Begriff "Zivilgesellschaft" ist in den letzten 20 Jahren stark abgenutzt und oft fehlinterpretiert worden; hilfreich ist er trotzdem noch. Eine Zivilgesellschaft ist beispielsweise ein multidimensionales Netzwerk ideell und auch materialistisch orientierter Organisationen und sozialer Bewegungen. Abzielend auf eine Begrenzung der Staatsmacht und partizipative Demokratie. Ihre Aufgaben sind, auf dringende Probleme und Herausforderungen hinzuweisen und dadurch einen alternativen Diskurs zu eröffnen, der die existierende soziale und politische Ordnung kritisch betrachtet. Doch trifft diese Beschreibung auf Israel augenscheinlich nicht zu? Viele Organisationen konzentrieren sich auf die lokale Ebene und sind oftmals post-materialistisch und apolitisch ausgerichtet. Das mag basisdemokratisch erscheinen, ist jedoch eher Indikator für die politische Apathie vieler Israelis. Die großen Herausforderungen bleiben ungelöst, und die Menschen wenden sich dem lokalen und privaten Umfeld zu. Forderungen an den Staat betreffen oftmals sogenannte "negative Freiheiten": Man will seine Welt beschützen und äußere Einflüsse minimieren. Aktivismus als Akt der Selbstverteidigung gegen den Staat. Statt Kooperation liegt der Fokus auf Isolation, statt kreativer Lösungsansätze sind vor allem Beschwerden zu hören. Dies behindert heute den Friedensprozess.