Verzicht um der Freiheit willen
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Wir brauchen ein fröhliches "Yes, we can’t!" Freiheit verwirklicht sich in der Entsagung. Wer ein gutes Klima in der Welt fördern will, muss ein bekennender Asket werden, meint Bruder Paulus.

Die Menschheit rückt zusammen. Wir wissen, wie es den Mitmenschen auf der anderen Seite der Halbkugel geht. Unser Tun hat Konsequenzen für die ganze Welt. Die Tabellen und Resolutionen, die in Papers und Charts durch das Netz gejagt werden, sind so komplex, dass sie kaum noch wirken. Was wir alles wahrnehmen und bedenken können bezüglich der Folgen unseres Handelns, überfordert uns. Auch ethisch. Denn wir wissen, dass unser Handeln immer auch Nachteile hat – und sei es nur für einen einzigen anderen auf der Welt. Es droht das ethische und kommunikative Burn-out. Auch den Fernsten können wir uns per Mausklick zum Nächsten machen, und das in beliebiger Zahl. Die Nächstenliebe erhält damit zwar eine globale Komponente, wird aber zusehends mit Blindheit geschlagen: Wir sehen vor lauter "Friends" den Kollegen von nebenan nicht mehr. Der Kontakt im Netz fühlt sich an, als sei er unmittelbar. In Wirklichkeit ist er ein Moment-Event, der ebenso schnell weggeklickt werden kann, wie er geknüpft wurde. Selten waren so viele Menschen so einsam wie heute. Um der Einsamkeit zu entfliehen, umgeben sie sich mit immer mehr Kommunikationstechnik. Schon mancher hat sich, am Ende entnervt, dann ganz ausgeloggt. Es setzt sich virtuell fort, was die wachsende Mobilität real schon bewirkt hat. Was uns Auto und Zug an Zeit zu sparen versprachen, verkehrte sich ins Gegenteil: Subjektiv haben wir immer weniger Zeit. Im Kommunikationszeitalter wird dies auf den Raum ausgedehnt: Wir meinen, Zeit zu sparen und unseren Lebensraum zu erweitern, wenn wir uns virtuell vernetzen; stattdessen verbrauchen wir noch mehr Zeit und es wird eng um uns, da uns Menschen und Ereignisse in größten Entfernungen virtuell auf den Leib rücken.