Dreifache Provokation
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Die große Finanz- und Wirtschaftskrise unserer Zeit war durch zwei bedeutsame Risiken geprägt: das moralische Risiko, das aus der von den Banken gefühlten Versicherung durch die Staaten bedeutsam wurde, und das systemische Risiko, das infolge der globalen Vernetzung der Bankbilanzen durch die Verbriefungstechnologie eine gänzlich neue Qualität erreicht hat. Die Lehren aus der Krise müssen sich darauf beziehen, diese beiden Risikokategorien für die Zukunft zu mindern.

Das moralische Risiko ist dem Finanzsystem nahezu in die Wiege gelegt. Denn seine dauerhafte Funktionsfähigkeit ist für Arbeitsteilung und Kapitalbildung zwingend vorauszusetzen und erhält damit die Qualität einer Infrastrukturleistung, die eine öffentliche Absicherung provoziert. Selbst bei der grundsätzlichen Bereitschaft, Banken pleitegehen zu lassen, wird dies nie die dominante Strategie sein können. Zu einem gewissen Mindestmaß wird immer der Staat für die Sicherung der Funktionsfähigkeit des Finanzsystems sorgen. Damit sind entsprechend Anreize gesetzt, die Ausfallbürgschaft des Steuerzahlers zu nutzen. Darauf wurde richtig reagiert, indem die Finanzaufsicht wirksamere Instrumente für die Restrukturierung von Banken in erkennbaren Schieflagen bis hin zur Abspaltung von Geschäftsbereichen und der Absetzung des Vorstands erhielt. Was noch geliefert werden muss, bei der deutschen Politik aber nicht erkennbar ist: Die Unabhängigkeit und Kompetenz der Finanzaufsicht muss nachhaltig gestärkt werden.