SPIEGLEIN, SPIEGLEIN an der Wand
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Wer die wahre Bedeutung des Wikileaks-Skandals begreifen will, muss sich bei der ausländischen Presse informieren. Der deutsche Medienpartner DER SPIEGEL hat mit der Posse um die Einschätzungen zu Westerwelle, Merkel und Co. die wahre Tragweite der US-Dokumente drastisch verkannt. Das "Sturmgeschütz der Demokratie“ hat Ladehemmung.

Eine Panne bei der Auslieferung des letzten SPIEGEL beendete jäh die Vorfreude. Wikileaks, so war im Vorfeld bekannt geworden, hatte wieder zugeschlagen: Wie bei der Veröffentlichung geheimer Protokolle zu den Kriegen in Irak und Afghanistan sollte auch dieses Mal der SPIEGEL in Deutschland exklusiv berichten. Amerikas Weltsicht wollte uns das Magazin näherbringen und hat doch nur über innenpolitische Banalitäten berichtet. Dirk Niebel? Eine schräge Wahl. Horst Seehofer? Unberechenbar. Angela Merkel? Meidet das Risiko. In wenigen Stunden war das deutschsprachige Netz geflutet mit hämischen Kommentaren, die den Abgesang der Enthüllungsplattform prognostizierten. Zu banal schienen die Enthüllungen.