Die zwei Geschichter der Vaterlandsliebe
Die Deutschen haben ein schwieriges Verhältnis zum Patriotismus. Wer stolz auf sein Land sein will, muss sich dessen bewusst sein.

Die gestellte Frage verweist auf ein Problem der Deutschen mit dem Patriotismus. Tatsächlich war die Kategorie des „Patriotismus“ über lange Zeit hinweg nach 1945 ein „Unwort“ – oder zumindest ein schwieriger Begriff. Die Schwierigkeit im Umgang mit Patriotismus resultierte einerseits aus dem Missbrauch desselben durch den Nationalsozialismus („Führer, Volk und Vaterland“), andererseits aus der Teilung Deutschlands infolge des Zweiten Weltkriegs – der Teilung eben jenes „Vaterlandes“, auf das etymologisch der Patriotismus bezogen ist. Zum „Unwort“ machten aber vor allem all jene den Begriff, für die jedwede positive Bezugnahme bzw. Identifikation mit dem eigenen Gemeinwesen als politisch gefährlich, mithin „rechts“ außen galt. Die Frage nach dem „wie viel“ wäre früher vermutlich noch schärfer mit einem „ob“ formuliert worden. Demgegenüber soll die These vertreten werden, dass der Deutsche Patriot sein darf, kann, ja sollte, wenn man Patriotismus im Lichte seiner originären ideengeschichtlichen Bedeutung als aufgeklärte, zeitgemäße und freiheitliche Kategorie begreift. So ist Patriotismus klar und deutlich vom Nationalismus abzugrenzen. Zu dieser Abgrenzung muss der Blick auf die grundverschiedenen Werteloyalitäten des Nationalisten und des Patrioten gelenkt werden.