Neulich im Internet: Weltuntergang
Demnächst geht die Welt so richtig unter. Sagen sie jetzt ja auch im Kino. Im Internet sagen sie das sogar schon länger. Wenn man zu viel Zeit auf entsprechenden Seiten verbringt, neigt man sogar dazu, sich ansatzweise beunruhigen zu lassen. 2012 ist nicht die erste Weltuntergangsprognose.

Der letzte große Weltuntergang war im Jahre 2000, und in dessen Folge gab es gleich noch ein paar kleinere. Nicht nur der Millennium-Bug drohte die Zivilisation auszulöschen. Die Welt hätte von Bruchstücken des Merkurs getroffen werden sollen, Japan sollte in eisigen Fluten untergehen, Europa von einer 100 Meter hohen Flutwelle überspült werden, San Francisco hätte endlich sein lang erwartetes Erdbeben bekommen sollen, New York auch eins – und das alles immer begleitet von Besuchen von Außerirdischen, die ihre Visite ja schon lange mittels Kornkreisen ankündigen, weil sie sich zwar interstellar fortbewegen, aber kein Telefon bedienen können. Einige Zeitgenossen haben sich damals auch brav in Sicherheit gebracht. Ihre Häuser stehen in strukturschwachen Regionen und ihre Keller sind gefüllt mit großen Mengen keimfähigen Weizens, Campingkochern, Trinkwasser, Raviolidosen, Pfefferspray – um die aus den nahe gelegenen Städten anbrandenden, ausgemergelten Horden abzuwehren – und allen anderen Dingen, die das Apokalyptikerherz begehrt, um die jeweils bevorstehende Katastrophe überleben und den übrigen Überlebenden hinterher erzählen zu können, man habe es ja schließlich gleich gewusst. Wer wenig Platz hat, räumt sich die Schränke wenigstens voll mit Weizenkomprimat aus norwegischen Armeebeständen und Vitaminpillen aus obskuren Internet-Versandquellen, die sich auf die Katastrophenvorsorge spezialisiert haben und neben passenden Produkten auch Tipps für ein Überleben unter widrigen Bedingungen bereithalten.