Der Fall Maria
Das Internet glüht vor Aufregung um den Fall Maria. Von den Volksparteien bis zur "Tagesschau" wird Ruhe eingefordert. Doch das macht alles nur schlimmer. Dabei könnte man vom grünen Stadtoberhaupt Freiburgs einiges lernen.

Es ist für die politische Kultur wie eine gefühlte Wiederholung des Kölner Silvesterübergriffs. Ein Verbrechen mit Migrationshintergrund - diesmal der Fall der umgebrachten Freiburger Medizinstudentin Maria - wird von Volksparteien und Leitmedien eilends zum politischen Tabu erklärt. Als sei Deutschland ein neurotischer Aggressionskindergarten hört man aus vielen Kanälen: Es dürfe jetzt keinen "Generalverdacht" gegen Flüchtlinge geben, es handele sich um einen "Einzelfall" und jede Politisierung des Vorgangs sei rechtspopulistischer Missbrauch. Während fast alle großen Medien der Welt von der "New York Times" bis zu "Le Monde" ausführlich über den Fall berichteten, gerade weil er offensichtlich diese politische Dimension hat, weigerte sich die "Tagesschau" sogar gänzlich über den Fall zu berichten. Die ARD erklärte vielmehr, die Sache sei von "regionaler Bedeutung". Kurzum: Der amtliche Teil der öffentlichen Kommunikation reagiert mit politisch korrekter Tabuisierung - und macht damit selbst erst aus einem traurigen Kriminalfall ein brisantes Politikum. Seit dem Wochenende glühen jedenfalls die politischen Foren im Internet. Insbesondere die Reaktion der "Tagesschau"-Redaktion löst eine Welle der digitalen Empörung aus. Wie im Fall der Silvesterübergriffe entsteht mit der offiziellen Beschwichtigungskommunikation der Nährboden für Misstrauen und Manipulationsvermutungen. Merke: Wer eine politische Debatte, die noch gar nicht begonnen hat, schon mundtot machen will, der entfacht sie erst.