Sehhilfe für Justitia
Die Realität hat halt so ihre Probleme. Deshalb ist Objektivität in der Justiz eine psychologische Unmöglichkeit. Zeit, auf die Fehler im System zu sehen.

Am vergangenen Mittwoch lief in der ARD ein empfehlenswerter Film über einen spektakulären Justizirrtum, "den Fall Harry Wörz":http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/sendung/unter-anklage-der-film-harry-woerz-100.html. Nach 13 Jahren wurde rechtskräftig festgestellt, dass Harry Wörz zu Unrecht wegen eines Totschlagversuchs an seiner getrenntlebenden Ehefrau zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Seinem Verteidiger, RA Dr. Hubert Gorka, gelang es zunächst über ein Zivilverfahren und dann in einem Wiederaufnahmeverfahren, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen. Ende gut, alles gut? Ganz und gar nicht. Wer diesen Fall wegen des letztlich erfolgten Freispruchs als Beispiel für ein Funktionieren des Strafrechtssystems in Anspruch nimmt, argumentiert reichlich zynisch. Zum einen ist der persönliche Schaden, der Herrn Wörz entstanden ist, nicht mit Geld aus der Welt zu schaffen, zum anderen wäre es mehr als blauäugig, den Fall Wörz als einen bedauerlichen Einzelfall anzusehen.