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> Vorgehen bei der Organspende

Die Gretchenfrage

Artikel vom

Fragen kostet nichts, sagt der Volksmund. Also fragen wir jeden Bürger, wie er es mit der Organspende hält. Das kostet den, der fragt, genauso wenig wie den, der gefragt wird.

The European

Die "Entscheidungslösung“, die "Volker Kauder(Link)":http://www.theeuropean.de/volker-kauder/5419-bereitschaft-zur-organspende vorgeschlagen hat, scheint auf den ersten Blick völlig harmlos zu sein. Ganz im Gegensatz zur "Widerspruchslösung“, die jeden, der nicht ausdrücklich widerspricht, zur Organressource werden lässt (von "Spender“ zu sprechen wäre hier unangemessen). Es geht schließlich nur um einen Denkanstoß, um die Frage, wie man/frau es mit der Organspende hält. Man wird ja mal fragen dürfen! Wie soll das dann ablaufen? Reicht als Antwort ein einfaches "ja“ oder "nein“? Müsste nicht auch die Alternative "weiß nicht“ angeboten werden? Das dürfte in vielen Fällen die ehrlichste Antwort sein. Eine höchstpersönliche Entscheidung sollte nicht forciert werden, schon gar nicht, wenn sich der Befragte nicht sicher ist, wie er entscheiden soll.

Ja, nein, Vielleicht
Müsste man dann nicht Informationen zur Organspende anbieten, damit die Zahl der Unentschiedenen möglichst gering bleibt? Aber welche Informationen? Gibt es nur unumstrittene Fakten, nur eine Meinung zu diesem Thema? Oder gibt es da nicht Befürworter und Gegner – z. B. Menschen, die den Organtod des Gehirns nicht für den Tod des Menschen halten? Wenn es unterschiedliche Informationen gibt und/oder diese unterschiedlich bewertet werden, welche Informationen und Wertungen sollte man dann verbreiten und bei der Entscheidung zur Verfügung stellen? Angenommen, die Antwort auf die Frage lautet "ja“ oder "nein“ (oder "weiß nicht“) – was dann? Wem nützt diese Aussage, wenn sie nicht dokumentiert wird? Die Frage soll – so der Vorschlag – anlässlich der Beantragung eines Führerscheins oder eines Personalausweises gestellt werden. Da liegt es nahe, die Antwort in dem gleichen Dokument festzuhalten. Das wiederum hätte eine ganz andere Qualität als der bislang übliche Organspendeausweis. Dieses Stück Karton kann man bei einer Meinungsänderung leicht aus den persönlichen Papieren entfernen. Den Führerschein oder Personalausweis nicht. Ihn zu ändern kostet Geld und einigen Aufwand. Soll dies die Entscheidungsfreiheit einschränken, daran hindern, die eigene Entscheidungsfreiheit erneut auszuüben?
Es gibt keinen Anspruch auf Organe
Was wäre eigentlich die Grundlage für die Frage nach der Bereitschaft, Organe zu spenden? Der Wunsch zu helfen? Ein durchaus verständlicher und nachvollziehbarer Wunsch von Herrn Kauder und vielen anderen. Aber ist das wirklich eine Legitimation? "Gibt es eine Bürgerpflicht, ausgerechnet an der Erhöhung der Zahl transplantierbarer Organe mitzuwirken(Link)":http://www.theeuropean.de/alexander-goerlach/5420-buergerpflicht-organspende? Gibt es einen Anspruch auf Organe? Nein, sagen alle. Drum heißt es ja Organ"spende“. Ist es dann aber Sache des Staates, diese eine Spende zum Gegenstand einer Entscheidungspflicht zu machen? Es gibt schließlich viele gute Zwecke, für die man spenden kann oder spenden sollte. Wollen wir wirklich, dass per Gesetz festgelegt wird, wer bei welcher Gelegenheit zu seiner Spendenbereitschaft befragt wird? Warum fragen wir nicht, ob die Bereitschaft besteht, Geld für Leprakranke zu spenden, für vom Hunger bedrohte Kinder, für Impfprogramme gegen Malaria? Vielleicht würden viel mehr Menschen diesen Anstoß aufgreifen und Menschenleben retten als ihre Bereitschaft erklären, sich nach Feststellung des Hirntodes (was ist das?) alle möglichen Organe aus dem (toten?) Leib schneiden zu lassen ... Fragen über Fragen. Man wird ja mal fragen dürfen.
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