Das Schloss hat keine Geste der Öffnung
Aus einem Unbehagen an zeitgenössischer Architektur ist vielerorts die Rekonstruktion von wichtigen historischen Bauten und Ensembles populär geworden. Durch den Wiederaufbau historischer Strukturen sollen die städtebaulichen Wunden geheilt werden. Eine fragwürdige Behauptung.

Der beabsichtigte Bau des Humboldt-Forums nach den Plänen Francesco Stellas stellt keineswegs eine städtebaulich gelungene Lösung dar. Am gravierendsten ist, dass sich das Gebäude vom öffentlichen Raum abwendet. In seiner ursprünglichen Funktion als Herrschersitz war das Schloss nicht primär Ort für eine urbane Öffentlichkeit. Und so beginnen die Fensteröffnungen der rekonstruierten Fassaden erst weit über Augenhöhe. Nicht umsonst empfand der Architekturhistoriker Julius Posener den historischen Bau, den er noch erlebt hatte, als einem kalten, abweisenden Klotz. Und wie bei einem Shoppingcenter lässt sich das introvertierte Gebäude nur von den Portalen her betreten. Doch das ist noch nicht alles. Denn wenn man eingetreten ist, umgeben ein bei Stellas Entwurf zunächst fast ausschließlich nicht zugängliche Räume für Lager, Facility Management oder Büros. Es ist so absurd, dass man es für ein Versehen halten würde, wenn man nicht wüsste, dass auch im historischen Schloss das Erdgeschoss von den ganzen Serviceeinrichtungen und Nebenfunktionen eingenommen wurde, über denen dann königlich residiert wurde.