Weihnachten und der Widersinn des Krieges
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Sich mit dem Feind zu verbrüdern, gilt in Kriegszeiten als Landesverrat. Doch Friedenssehnsucht und Verständigungsbereitschaft machen selbst vor Frontsoldaten nicht Halt. Viele Beispiele aus den beiden Weltkriegen belegen das. Gerade noch in erbitterte Kämpfe verwickelt, legen sie die Waffen nieder und verlassen die Gräben.

Die Soldaten reichen sich die Hände, singen Lieder, tauschen Geschenke und Lebensmittel aus. Doch wer sich als „Friedensbote“ aus seiner Deckung begibt, muss damit rechnen, dass ihm die Kugeln um die Ohren fliegen. Ein Versöhnungstreffen wagen, dazu gehört Mut. Man weiß nicht, ob das Ansinnen beim Feind auf „Gegenliebe“ stößt. Wer es dennoch tut, riskiert sein Leben. Kaum ein Ereignis hat Soldaten so aufgewühlt wie Weihnachten – das Fest des Friedens. Vielen wurde allmählich die ungeheure Tragödie bewusst, in der sich die Menschheit befand. Die christliche Botschaft machte die Frontkämpfer für einen Augenblick nachdenklich. Die Erinnerung an die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit überkam sie, ihre Gedanken schlugen eine Brücke zur Heimat, und das Fest der Versöhnung stand in einem beispiellosen Kontrast zu dem Massaker, in dem sich die Menschen täglich zerfleischten. Das spürten viele Frontkämpfer auf beiden Seiten, und sie hielten inne in ihrem Tötungsrausch. Jedoch längst nicht überall: Auch Weihnachten wurde an vielen Frontabschnitten geschossen und getötet.