Alles Lüge!
Verschwörungstheorien erklären immer mehr Menschen die Welt. Für den Rest der Gesellschaft bedeutet das nichts Gutes.

Sympathisanten von Verschwörungstheorien drängen nur selten auf die Straße. Die Verbreitung verschwörungstheoretischer Glaubenssätze hat jedoch ein erhebliches Ausmaß angenommen. Im Subkulturellen ist eine gesellschaftlich relevante Gegenöffentlichkeit entstanden. Den Gründungsmythos der Bewegung bilden die Terroranschläge vom 11. September 2001. Bis heute hält sich die Auffassung, 9/11 sei ein „Inside-Job“ bzw. eine „False-Flag-Operation“ gewesen. Neben vielen obskuren Ansätzen gibt es auch intelligente Vertreter der „9/11-Wahrheitsbewegung“, die sich nach eigenem Bekunden auf das Stellen von Fragen beschränken. Dazu gehören der Schweizer Historiker Daniele Ganser oder der deutsche Altlinke Mathias Bröckers. Beide greifen in ihren aktuellen politischen Analysen auf realistisch-geopolitische Argumentationsweisen zurück, die inhärent schlüssige Erklärungen der neuen internationalen Anarchie liefern. Bröckers hat jüngst mit Paul Schreyer eine argumentativ durchaus beachtenswerte Streitschrift wider die vermeintlich einseitige Berichterstattung der Medien über den Ukraine-Konflikt vorgelegt („Wir sind die Guten. Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren“). Der Kampf gegen die „Mainstreammedien“ als Protagonisten von Political Correctness und US-Treue ist der gemeinsame Nenner, auf den sich die verschiedenen Ausprägungen innerhalb des verschwörungstheoretischen Feldes einigen können. Dabei ergeben sich Querverbindungen über Lagergrenzen hinweg. Auf seiner Homepage lobt Bröckers den Bestseller Udo Ulfkottes („Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken“). Viele Verschwörungstheoretiker berichten von Erweckungserlebnissen. So auch Ulfkotte. Er geriert sich als geläuterter Journalist, der erst spät eingesehen habe, welchen Mächten er diente. Ebenso argumentieren die ehemaligen Fernsehmoderatoren Eva Hermann und Ken Jebsen. Letzterer tritt unter dem Namen KenFM als antiamerikanischer Prediger auf und betreibt einen professionell erstellten Videokanal.