Skandal per Gesetz
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Was Edathy legal findet, müsste längst verboten sein – doch eine entsprechende EU-Richtlinie wurde in Deutschland nie umgesetzt. Warum eigentlich nicht?

Über die Gründe des Rücktritts von Sebastian Edathy wird laut nachgedacht. Über die verzögerte Auslieferung und Öffnung eines Briefes an Bundestagspräsident Lammert und das nicht versiegelte Büro Edathys wird heute im Bundestag diskutiert. Edathys Rechtsanwalt beschimpft die Staatsanwälte. Die CSU beschimpft SPD-Fraktionschef Oppermann. Hans-Peter Friedrich will anscheinend die Kanzlerin sowie die Koalition, wohl aber auch das Parlament schützen und wird so zum Bauernopfer. Plötzlich wird in der „Süddeutschen Zeitung“ zum kanadischen Kinderpornografie-Ring recherchiert. Nach über einem Jahr werden Interviews mit dem Kinderschänder Markus in Rumänien endlich in Radios und ARD gesendet. Ein Journalist weist nach Tagen der Mediendebatte über Graubereiche darauf hin, dass die in Deutschland legalen kinderpornografischenFotos in Kanada und anderswo illegal sind. Zwei Tage danach lautet eine gemeinsame Linie aller Parteien im Bundestag: Wir müssen den Handel mit pornografischen Fotos von Kindern verbieten, aber Familienfotos müssen erlaubt bleiben. Als ob das irgendwas miteinander zu tun hätte.