Moderner Menschenhandel
Was unterscheidet Leihmutterschaft noch vom Kauf eines Autos, wenn ein Kind bestellt, bezahlt und abgeholt wird? Die Antwort ist einfach: Nichts.

Lassen wir all die verzweifelten Geschichten von Menschen außen vor, die sich ein Kind wünschen, aber keines kriegen. Die sich ein Kind wünschen, aber gar keins gemeinsam zeugen können, weil sie zum Beispiel alleinstehend oder ein gleichgeschlechtliches Paar sind. Persönliche Schicksale, die uns Tränen in die Augen treiben und Betroffenheit erzeugen, sind nicht dazu geeignet, das große Ganze im Auge zu behalten, sondern verhindern sogar, die Dinge nüchtern zu betrachten. Und nüchtern betrachtet, macht es keinen Unterschied, ob ich ein Auto kaufe oder ein Kind, wenn sich faktisch die Abläufe gleichen. Produzenten aussuchen, bestellen, bezahlen, Lieferung. Bloß muss im Fall der Leihmutterschaft nicht die Frage „Audi oder BMW?“ geklärt werden, sondern eher „Thailand oder Indien?“. Der Vorgang bleibt gleich, man kauft etwas. Im Falle der Leihmutterschaft kauft man aber ein Kind und kein Objekt. Thailand versucht aktuell, dieser Praxis einen Riegel vorzuschieben. Man wolle den „Miete-dir-einen-Bauch-Tourismus“ unterbinden, zitieren Nachrichtenagenturen Parlamentsmitglieder. Das Gesetz solle dafür sorgen, „dass die Bäuche von Thailands Frauen nicht zu den Bäuchen der Welt werden“. Seit gestern ist nun in Thailand ein Gesetz in Kraft, das Ausländern verbietet, eine Leihmutter in Thailand zu beschäftigen. Weiterhin möglich ist jedoch eine Leihmutterschaft in Auftrag zu geben, wenn mindestens ein Partner Thailänder ist. Kritiker befürchten nun, dass das Geschäft in die Illegalität abdriftet und die Frauen, die als Leihmütter arbeiten, jetzt medizinisch und rechtlich nicht mehr abgesichert sind.