Wachwechsel bei der Fed
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Im Februar 2018 steht der Wachwechsel bei der mächtigsten Notenbank an. Der sehr erfahrene Bänker Jerome Powell wird Janet Yellen als neuer Fed-Chef nachfolgen, wie US-Präsident Donald Trump bekanntgab. Die Marktteilnehmer erwarten Kontinuität, und allein schon das ist in Zeiten eines US-Präsidenten Donald Trump eine nicht unbedeutende Meldung. Was aber, wenn eine Rezession droht?

Es scheint fast, als habe der zukünftige Fed-Präsident keine Lust auf seinen neuen Job.Jüngst äußerte er: „Es ist ein undankbarer Job, bei der Fed zu arbeiten. Die Notenbank wird ständig kritisiert, von Politikern, den Märkten, manchmal sogar von anderen Notenbankern, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der OECD.“ Und diese Kritik komme, obwohl die Fed in den Jahren 2008 und 2009 „die Welt gerettet“ habe. Der gelernte Jurist Powell dürfte wissen, wovon er spricht, sitzt er doch schon seit fünf Jahren im Board of Governors, dem Führungsgremium der Fed in Washington. Er gilt wie Yellen als Vertreter einer moderaten und abwägenden Geldpolitik. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass er auf die Pauke haut“, sagte zum Beispiel der CNN-Experte Dylan Ratigan. Kontinuität also. Das bedeutet für die Finanzmärkte, dass der von Fed-Chefin Janet Yellen eingeschlagene Kurs der allmählichen Zinserhöhungen fortgesetzt werden dürfte – die Vorlage für die neue Präsidentschaft der Fed dürfte im Dezember mit einem abermaligen Zinsschritt erfolgen. Zum dritten Mal in diesem Jahr würde der US-Leitzins dann steigen, und das wohl wieder um einen Viertelprozentpunkt, auf eine Spanne zwischen 1,25 und 1,5 Prozent. 2018 könnten drei weitere Zinsschritte folgen, bei gleichzeitigem, sich steigerndem Tapering. Soweit zur erwartbaren Routine. Doch Powell nimmt eine Hypothek mit in seine Amtszeit. US-Präsident Trump verweigerte trotz erfolgreicher Arbeit der Fed-Chefin, die den US-Demokraten nahesteht, eine zweite Amtszeit. Im Jahre 1979 passierte ein solcher Affront letztmalig. Umso mehr Vorsicht wird Powell, der Jura und Politik studierte, walten lassen. Der neue Mann an der Fed-Spitze hat Republikaner-Stallgeruch, er arbeitete als Investmentbänker und Anwalt in der Hochfinanz. Acht Jahre lang war er Partner der privaten Beteiligungsgesellschaft Carlyle. Unter dem Präsidenten George Bush senior diente er zu Beginn der 1990er Jahre in führenden Positionen im amerikanischen Finanzministerium. Schließlich arbeitete er für eine überparteiliche Denkfabrik in Washington, bevor ihn Barack Obama in die Führung der Notenbank berief. Dessen Nachfolger im Weißen Haus irritiert das nicht: „Stark, schlau und engagiert“, nennt er seinen Mann für die Fed-Spitze.