Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Politik > Ursula von der Leyen und ihr Demokratieverständnis

Ursula von der Leyen will sich nun gar nicht mehr wählen lassen

Artikel vom

Die EU-Kommissionspräsidentin hat sich entschieden, nicht mehr fürs Europaparlament zu kandidieren. Präsidentin der Kommission möchte sie möglicherweise trotzdem bleiben. Was hat das mit Demokratie zu tun? Klaus Wallbaum, der sich wie kein zweiter Journalist in von der Leyens Heimatwahlkreis bei Hannover auskennt, ist der Sache auf den Grund gegangen. Wir veröffentlichen einen Auszug seiner Recherche, die aus dem niedersächsischen Politikjournal „Rundblick“ stammt. Von Klaus Wallbaum

Liebe Frau von der #Leyen, jetzt wollen sie sich gar nicht mehr wählen lassen, aber die Geschicke Europss bestimmen? Ist das Ihre Idee von #Demokratie? | Quelle: Picture Alliance
Liebe Frau von der #Leyen, jetzt wollen sie sich gar nicht mehr wählen lassen, aber die Geschicke Europss bestimmen? Ist das Ihre Idee von #Demokratie? | Quelle: Picture Alliance

Während Ursula von der Leyen jüngst in Straßburg ihre mit Spannung erwartete Rede zur „Lage der EU“ hielt, zeichnete sich in Niedersachsen eine überraschende Entwicklung ab: Die EU-Kommissionspräsidentin will nicht, wie bisher vermutet worden war, auf Platz eins der niedersächsischen CDU-Landesliste für die Europawahl kandidieren. Diese Entscheidung hat sie den CDU-Landesgremien mitgeteilt. Gleichwohl soll von der Leyen aber die Spitzenkandidatin der Europäischen Volkspartei (EVP) für die Europawahl werden.

Die EVP würde mit ihr auf den Plakaten in den Wahlkampf ziehen – wohlwissend, dass sie einen Platz im Parlament nicht einnehmen wird.

Das ist sogar logisch, denn anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen ist das Amt des „Regierungschefs“ der EU – mit dem man die Position des Kommissionspräsidenten vergleichen kann – mit einer Mitgliedschaft im EU-Parlament unvereinbar. Würde von der Leyen für das EU-Parlament kandidieren und sollte sie dann erneut Kommissionspräsidentin werden, so müsste sie das gerade errungene Parlamentsmandat wieder abgeben.

Die Entscheidung von der Leyens hat nun mehrere Konsequenzen für den Europa-Wahlkampf der CDU. Zum einen muss sich die Partei ein geteiltes Wahlkampfkonzept überlegen – einerseits muss sie für möglichst viele Stimmen für CDU-Kandidaten werben, damit die EVP-Fraktion stark genug wird und von der Leyen Kommissionspräsidentin bleiben kann. Andererseits muss sie den Unterschied erklären zwischen der „Spitzenkandidatin“ von der Leyen aus Burgdorf (Region Hannover) und dem „Listenplatz 1“ für die Europawahl, der in Niedersachsen an den früheren CDU-Ministerpräsidenten David McAllister aus Bad Bederkesa gehen dürfte.

Der Verzicht auf eine Parlamentsbewerbung entlastet von der Leyen andererseits auch. Da die CDU/CSU in Deutschland mit Landeslisten zur Europawahl antritt, hätte ein Listenplatz 1 für von der Leyen bedeutet, dass sie vorwiegend Wahlkampf in Niedersachsen hätte absolvieren müssen. Sie dürfte gleichzeitig aber EU-weit für Auftritte der EVP gefragt sein, da sie von allen christdemokratischen und konservativen Parteien in den EU-Mitgliedsländern als Wahlkampflokomotive benötigt wird.

Die Niedersachsen-CDU hatte zunächst parallel geplant: für den Fall einer Parlamentskandidatur der Kommissionspräsidentin und für den Fall einer Nicht-Kandidatur. Im ersten Fall hätte die weitere Reihenfolge wohl so ausgesehen: Platz 2 für McAllister, Platz 3 für Jens Gieseke (Lingen), Platz 4 für Lena Düpont (Gifhorn). Ohne von der Leyen könnte die bisher verbindliche CDU-Vorgabe, unter je drei Positionen eine Frau vorzusehen, nur in folgender Reihenfolge erfüllt werden: McAllister (1), Düpont (2), Gieseke (3). Damit wären dann alle drei bisherigen EU-Kandidaten abgesichert. Aber dieses Gerüst kann ins Wanken geraten bis zur Aufstellung der Landesliste am 25. November.

Die Oldenburger wollen ihren Bewerber Jochen Steinkamp, frisch gewählter Kreisvorsitzender der CDU Vechta, unbedingt auf einen sicheren Platz hieven – derzeit gelten aber lediglich drei Plätze als relativ sicher. Es scheint derzeit so, als würde sich Steinkamp auch mit Platz 4 zufrieden geben. Ein Deal zwischen den Emsländern und den Oldenburgern, den sich die Vechtaer wohl wünschen, zeichnet sich bisher nicht ab. Ein solches Bündnis wäre wohl zu Lasten von Düpont gegangen – aber mit von der Leyens Kandidaturverzicht hat sich das zerschlagen, denn McAllister ist unumstritten und außerdem – wie auch Gieseke und Steinkamp – nicht weiblich.

Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!
Neuen Kommentar schreiben