Wie die Partei den Staat im Wahlkampf funktionalisiert
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Ob bei der Union oder der SPD - im Wahlkampf-Jahr 2017 benutzen Minister ihre Ämter, um für ihre Partei Politik zu machen. Wo bleibt da die gebotene Trennung von Staat und Partei?

Die beiden Volksparteien bleiben sich mit ihrer Orientierung zum fürsorglichen Staat treu: Auch bei der Erledigung ihrer Wahlkampfvorbereitungen bedienen sie sich nun seiner Hilfe. Da lässt die CDU im Saarland vom Landesfinanzministerium ihr Wahlprogramm für die Landtagswahl durchrechnen, also auf Steuerzahlerkosten. Und was jetzt in Berlin in der Bundesregierung geschieht, geht darüber noch einmal deutlich hinaus. Hier betätigen sich zwei SPD-Ministerinnen ungeniert mit ihrem Amt als Wahlhelfer des Kandidaten Schulz, selbst wenn dabei Logik und der gute Ruf der Bundesverwaltung auf der Strecke bleiben. Denn sowohl Arbeitsministerin Nahles, als auch Wirtschaftsministerin Zypries beklagen ganz im Sinne des SPD-Kandidaten Schulz soziale Schieflagen. Ihre Partei hatte zwar in zwei großen Koalitionen reichlich Macht und Gelegenheit, das zu ändern, falls die Fakten denn wirklich so wären, aber wen schert´s? Dass Sozialdemokraten sich selbst damit bescheinigen zuvor zumindest geschlafen, wenn nicht weggesehen zu haben, das stört Öffentlichkeit und Medien offenbar kaum, ebenso wenig wie die anrüchige Unterstützung ihrer Parteien durch die beiden SPD-Ministerinnen oder die Union im Saarland. Deutschland geht es zwar gut, die Arbeitslosigkeit ist auf einem niedrigen Stand, im Staatshaushalt häufen sich Überschüsse. Dennoch bildeten „die Gesamtstatistiken die soziale Realität in Deutschland nicht ab", heißt es in einem Zehn-Punkte-Papier von Zypries.