„Der Ursprung des Humors liegt im Banalen“
Fünf-Uhr-Pilates ist nicht sein Ding, das Burka-Verbot hält er für Unsinn, und ansonsten hätte er gerne seine Ruhe. Deshalb mag Helge Schneider auch keine Interviews. Mit Max Tholl hat er trotzdem gesprochen.

*The European: Herr Schneider, wundert es Sie, dass scheinbar jeder Sie mag?* Schneider: Wundern tut mich das eigentlich nicht. Ich hinterfrage meinen Erfolg aber auch nicht. Ich mach einfach mein Ding und merke, dass viele Menschen sich damit identifizieren können und es lustig finden. Ich weiß aber auch, dass es viele gibt, denen das Verständnis für meine Arbeit fehlt. Da bin ich aber nicht böse, im Gegenteil. Wenn jeder das, was ich mache, gut finden würde, wäre das seltsam. Trotzdem wäre mir das lieber, als wenn meine Arbeit niemanden gefallen würde. *The European: Hatten Sie je das Bedürfnis, sich Ihren Kritikern zu erklären?* Schneider: Dafür fehlt mir die Zeit. Ich konzentriere mich lieber auf das eigentliche Schaffen und nutze die Zeit, um Neues auszuprobieren. Sich mit Kritik auseinanderzusetzen, ist zeitraubend, da mach ich lieber andere Dinge. *The European: Zum Beispiel?* Schneider: Ich war schon lange nicht mehr paddeln. Ist ja auch mal schön, etwas zu tun, das nichts mit Arbeit zu tun hat. Das wird aber immer schwieriger, weil ich sehr oft auf der Straße erkannt werde. Darum flieg ich gerne nach Spanien, um etwas auszuspannen und mal keine Person des öffentlichen Lebens zu sein. *The European: Empfinden Sie Ihre Arbeit als anstrengend?* Schneider: Meine Arbeit ist körperlich und geistig sehr anstrengend, macht aber auch einen Riesenspaß. Das Drumherum ist eher lästig. Da muss ich ständig abwägen, was ich jetzt wirklich tun muss oder darf. *The European: Verspüren Sie öfter den Druck, auf Knopfdruck lustig sein zu müssen?* Schneider: Wenn jemand erwartet, dass ich lustig bin, bin ich es sehr wahrscheinlich nicht. Das interessiert mich gar nicht, da steh ich drüber. Heute war ich noch an der Tankstelle und kam an zwei Typen vorbei. Der eine blickte zu mir rüber und sagte zu dem anderen: „Pass mal auf, jetzt wird’s lustig“. Ich ging vorbei und meinte nur: „Ja, bitte.“ Mit so etwas will ich nichts zu tun haben. Verstehen kann ich die Leute aber dennoch. Ich bin halt Komiker, und man erwartet Witze von mir.