Vogelfrei auf dem Parkett
Der Mikroblogging-Service möchte sich lieber Kapital bei einem Börsengang besorgen, als an ein Großunternehmen wie Google oder Microsoft zu verkaufen. Dabei ist Eile geboten. Denn wenn Twitter erst einmal Geld verdient, dann ist die Firma viel weniger wert als heute.

Twitter will an die Börse. "Ein Börsengang könnte zu einem gewissen Zeitpunkt eine Option sein", unkt der Mitgründer Biz Stone. Der Zeitpunkt wäre günstig. Die Nutzerzahlen wuchsen dieses Jahr explosionsartig, allein in Deutschland laut Bitkom um 2.500 Prozent, wodurch Twitter angeblich eine Milliarde Dollar wert ist. Der Jahresumsatz soll sogar bei vier Milliarden Dollar liegen, schrieb die spanische Wirtschaftszeitung El Economista. Das wäre doppelt so viel, wie der Autovermieter Sixt mit 2.000 Angestellten erwirtschaftet. Doch wenn die Zahlen so gut aussehen, dann sind sie meistens falsch oder beruhen auf haarsträubenden Hochrechnungen. So auch bei Twitter. El Economista hatte Millionen mit Milliarden verwechselt und die Milliarde Unternehmenswert beruht auf Gerüchten vom September, als Twitter wieder Risikokapital aufnahm und die Investoren ihren Anteil bewerten mussten. Dafür verwendeten sie angeblich dieselbe Methode wie bei Facebook, das 15 Milliarden Dollar wert sein soll. Rational lassen sich solche Zahlen kaum begründen. Es sind Wetten, die erst eingelöst werden, wenn ein Börsengang stattfindet. Selbst die kolportierten Umsätze sind nicht offiziell. Im Mai hatte ein Hacker einige E-Mail-Accounts bei Twitter gekapert und interne Dokumente an das Technik-Blog TechCrunch übergeben. Dort stand, dass Twitter für 2009 einem Umsatz von 4 Millionen Dollar erwartet. Diese Pläne hat der Twitter-COO Dick Costolo nach oben korrigiert, weil Google und Microsoft neuerdings Geld dafür zahlen, dass Twitter-Nachrichten schnell in ihren Suchmaschinen erscheinen. Genaue Zahlen nennt Costolo aber nicht.