In großen Schlucken
Noch vor wenigen Monaten galt es als originell, Barack Obama und seine neue Außenpolitik für gescheitert zu erklären. Aber ehe sich die Skeptiker versahen, hat sie der Mainstream eingeholt.

Die Experten sind sich einig: Angesichts der gespannten Lage im Irak ist an eine Einhaltung des Truppenabzugsplans nicht zu denken. Auch die kühlen Köpfe des "Spiegel" haben Obamas Irak-Politik bereits beerdigt – mit einem flagranten Pfeifen auf den Lippen. Tatsächlich ist der Ausgang der irakischen Parlamentswahl kein Grund zum Feiern. Der ehemalige Premierminister Iyad Allawi muss als Führer der stärksten Partei Iraqiya eine Koalition bilden. Regierungschef Nuri al-Maliki zweifelt das Ergebnis an und droht mit rechtlichen Schritten. Maliki könnte sich mit anderen schiitischen Gruppen verbünden und Allawi die Mehrheit streitig machen. Wenn Allawi mit der Koalitionsbildung scheitert, drohen zwei Szenarien: eine Regierung unter iranischem Einfluss oder ein Aufflammen des Bürgerkrieges. Obamas Kritikern sei aber gesagt, dass wir diese Ausgangslage nicht Amerikas Versagen, sondern dem Stimmverhalten der Iraker zu verdanken haben.