Global statt territorial
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Das Klischee des unselbstständigen, chaotischen Künstlers ist überholt. Der Trend zur künstlerischen Selbstorganisation wird die Marktstrukturen nachhaltig verändern.

Wir haben, anders vielleicht, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, seit Jahren einen "artist-driven market". Die Künstler entscheiden, mit wem sie arbeiten, sie bestimmen die Preise. Sie sind also eigentlich fast in jeder Hinsicht tonangebend. Für den Galeristen bedeutet das, dass er im Außenverhältnis einen Markt bauen und pflegen muss, im Innenverhältnis aber eher Bittsteller ist. Bevor er am Markt ein Werk anbieten und platzieren kann, muss sich der Galerist mitunter auch bei Künstlern, die er schon länger betreut, um ein neues Werk bewerben. Es ist also zum einen eine Machtverschiebung auf dem Kunstmarkt zu verzeichnen, zum anderen gibt es immer mehr Künstler, die sich selbst organisieren. Die älteste Form der künstlerischen Selbstorganisation sind die Produzentengalerien – in den meisten Fällen Zusammenschlüsse von Künstlern, die (noch) unbekannt sind, von keiner Galerie vertreten werden, aber doch das langfristige Ziel haben, sich auf dem Kunstmarkt zu etablieren. Dann gibt es die Künstler, die sich nicht aus der Not heraus selbst organisieren, sondern aus Geschäftssinn. Ich denke, dass gerade diese Form der künstlerischen Selbstverwaltung zunehmen wird - und ich habe gar nichts dagegen, obwohl ich Galerist bin.