Die Evolution frisst ihre Kinder
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Wir sind nicht länger Geiseln unseres Erbguts. Stattdessen gewinnen zunehmend Kultur und Technologie Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit. Der Startschuss war eine bahnbrechende Neuerung – vor 12.000 Jahren.

Die Wissenschaft ermöglicht den Blick auf das, was uns im Innersten ausmacht. Im Jahr 2000 wurde das Genom des Menschen zum ersten Mal erfolgreich entschlüsselt, nach über zehn Jahren Arbeit und zum Preis von etwa drei Milliarden US-Dollar. In der Zwischenzeit hat die Gentechnik so rapide Fortschritte gemacht, dass sich ein menschliches Genom heute innerhalb einer Woche für 5.000 US-Dollar bestimmen lässt. Die Entwicklung ist so rasant, dass der Preis bei Veröffentlichung dieses Kommentars wahrscheinlich schon wieder gesunken ist. Wissenschaftliche Fortschritte ermöglichen einen bisher nie da gewesenen Blick auf die Anzahl und Bandbreite genetischer Variationen zwischen einzelnen Menschen. Wenn Zellen sich teilen und die DNS vervielfacht wird, passieren beim Kopieren oftmals „Schreibfehler“, also Mutationen in der Anordnung einzelner DNS-Elemente. Jeder von uns trägt circa drei Millionen solcher Mutationen mit sich herum. Die meisten Mutationen haben keine Auswirkungen. Nur eine kleine Anzahl beeinflusst unsere Anfälligkeit für Krankheiten, die Verträglichkeit von Medikamenten, unser Aussehen und unsere Persönlichkeit.