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Jörg Kachelmann steht vor Gericht. Nach der Odyssee der Untersuchungshaft soll jetzt der Richter entscheiden, ob die Anschuldigungen gerechtfertigt sind. Doch haben Prominente wie er überhaupt eine Chance auf einen fairen Prozess? Oder zieht auch hier der Promi-Bonus? Kamera läuft!

Als Paris Hilton letzte Woche mit einem Päckchen Kokain in der Handtasche gefasst wurde, verließ sie die Polizeistation der Las Vegas Metropolitan Police nach gerade mal drei Stunden als freie, reiche und aller Wahrscheinlichkeit nach leicht berauschte Frau. Tags darauf stellte sich der Polizeichef Jim Dixon der Presse und gestand: "Ja, Paris Hilton wurde anders behandelt als die übrigens Insassen der Untersuchungshaft. Ihr Fall wurde schneller bearbeitet und sie war schneller wieder auf freiem Fuß." Seine Begründung war, dass er den Aufruhr, den eine Paris Hilton in Handschellen in einer gemischtgeschlechtlichen Zelle der Untersuchungshaft verursacht hätte, mit seinen Leuten schlichtweg nicht hätte unter Kontrolle bringen können. In den USA gab es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Fälle, bei denen es so schien, als hätten Celebritys vor Gericht bessere Karten als Otto Normalverbrecher. Der offene Vollzug der mehrfach straffällig gewordenen Lindsay Lohan ist ein Beispiel dafür. Die hübsch kurzen und sehr fototauglichen Sozialstunden, die Supermodel Naomi Campbell für den tätlichen Angriff auf eine Angestellte leisten musste, sind ein anderes. Und dass Charly Sheen, nachdem er seine Exfrau im Drogenrausch mit einem Messer bedroht hat, immer noch frei herumläuft und für eine Märchengage neue Folgen von "Two and a Half Men" dreht, ist auch so eine Sache. Gilt das in Deutschland auch? Genießen Prominente vor Gerichte eine Art Promi-Bonus? Oder ist es vielmehr so, dass sie die besondere Härte des Gerichtes fürchten müssen, das, gerade wenn Kameras zuschauen, abschreckende Exempel statuieren will? Behindert Presserummel das faire Fortschreiten eines Prozesses?