Mit Wenn und Aber
Der Staat kann helfen, qualitativ hochwertigen Journalismus zu erhalten. Unter einer Bedingung: Es darf nicht nur darum gehen, die Renditen der Verleger zu stabilisieren.

Seine Partei werde alles Erforderliche tun, „das grassierende Zeitungssterben“ aufzuhalten: Das kündigte der medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Burkhardt Müller-Sönksen, an, als mit dem Ende der „Financial Times Deutschland“ und dem Insolvenzantrag der „Frankfurter Rundschau“ zwei Blätter zum Symbol für einen Prozess wurden, den vermeintliche Experten schnell zur „Zeitungskrise“ oder dem allfälligen „Zeitungssterben“ ausgerufen haben. Wobei nun grade die FDP durch ihre Bestrebungen zur Lockerung der Pressefusionskontrolle ihren Beitrag geleistet hat, der Pressevielfalt vor allem im lokalen und regionalen Bereich möglichst schnell den Garaus zu machen. Bevor Zeitungen, bevor der Journalismus endgültig zum Auslaufmodell erklärt werden, ist es allerdings ratsam, die Gesamtsituation in den Blick zu nehmen. Dabei ist festzustellen, dass es sich sowohl bei der „Financial Times Deutschland“ als auch bei der „Frankfurter Rundschau“ um ökonomische Ausreißer handelt, die nicht als Pars pro Toto für eine ganze Branche herhalten dürfen. Denn im Branchendurchschnitt werden schwarze Zahlen geschrieben, Renditen erwirtschaftet, die sich sehen lassen können. Wenn jetzt weitere Verlage wie zum Beispiel die „Augsburger Allgemeine“ Sparmaßnahmen ankündigen oder wie die WAZ bei der „Westfälischen Rundschau“ gleich eine ganze Redaktion schließen, geschieht dies nicht, weil auch diese Unternehmen kurz vor einer Insolvenz stünden, sondern um die Renditen zu stabilisieren oder kurzfristige Gesellschafterinteressen zu bedienen.