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Die Servicebranche verschläft die Zeichen der Zeit. Weder werden smarte Möglichkeiten neuer IT-Technologien genutzt, noch wird auf den Kunden zu- und eingegangen. Den Schlafmützen bricht nun die Geschäftsgrundlage weg.

Mit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes dürfen Hotline-Anbieter in Zukunft keine Entgelte für die Zeit mehr verlangen, die ihre Kunden bei einem Anruf in einer Warteschleife verbringen. Der Bundestag beschloss eine weitreichende Regelung, die sowohl erste als auch weiterleitende Warteschleifen erfasst und zwar für Festnetz- und Mobilfunkanrufe gleichermaßen. Zudem gibt es künftig eine Ansagepflicht über die voraussichtliche Wartezeit. Für die endgültige praktische Umsetzung hat die Call-Center-Branche zwölf Monate Zeit. Gut gemeint sei allerdings nicht immer gut gemacht, so Peter B. Záboji, "Chairman des After-Sales-Dienstleisters Bitronic(Link)":http://www.bitronic.eu/: „Gesetzestechnisch ist die Novelle mit der heißen Nadel gestrickt worden, obwohl die Bundesregierung ausreichend Zeit hatte, eine Regelung zu finden, die von den Hotline-Anbietern auch umgesetzt werden kann. Warteschleifen sind ein Ärgernis für Verbraucher. Da besteht wohl Konsens. Nur in der Regulierungsfrage gibt es peinliche Lücken. Hier muss nun dringend der Bundesrat als Reparaturbetrieb eingreifen, sonst entsteht ein großes Tohuwabohu“, moniert der ITK-Fachmann. Aber auch die Servicebranche muss noch ihre Hausaufgaben machen, fordert die Brancheninitiative "Contact Center Network(Link)":http://contactcenternetwork.de. „Mit der Novelle ist ja nicht sichergestellt, dass die Kunden weniger in der Warteschleife hängen werden. Die Kosten sind nur ein Teil der Ärgernisse. Genauso kritikwürdig ist die Zeit, die man nutzlos verplempert. Hier müssen sich Prozesse im Hintergrund ändern. Wenn Service nur unter Kostengesichtspunkten angeboten wird und die Kapazitäten zur Bewältigung des Anrufvolumens nicht ausreichen, dann haben die Anbieter ein falsches Bild von einem exzellenten Dienst am Kunden“, kritisiert Markus Grutzeck. Die Hotline sei häufig nur der letzte Strohhalm für Kunden. Wenn dann noch lange Wartezeiten dazukommen, dürfe man sich nicht wundern, wenn Selfservice im Netz an Popularität gewinnt. Den Ernst der Lage haben die Hotline-Anbieter wohl noch nicht erkannt. So gibt nach einer Umfrage von Contact Center Network nur jeder dritte Befragte zu Protokoll, dass die Einführung der kostenfreien Warteschleife wichtig sei. Fast 40 Prozent halten das für völlig unwichtig.