„Der Regierung fehlt der soziale Kompass“
Der Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein teilt aus: Die schwarz-gelbe Arbeitsmarktreform bedeute das Ende der sozialen Marktwirtschaft. Wenn Kindersätze gekürzt und gleichzeitig Subventionen für das Hotelgewerbe geschaffen werden, ist der soziale Kompass begraben. Mit Ralf Stegner sprach Alexander Görlach.

*The European: Erlebt die SPD eine Renaissance als Volkspartei?* Stegner: Ja, sicher. Der Parteitag hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sigmar Gabriel hat mit seiner Rede Orientierung gegeben, die Partei hat das Jahr nach der letzten Bundestagswahl gut genutzt. Wir sind als seriöse Alternative zu einer, zugegebenermaßen, ganz besonders schlechten Bundesregierung positioniert. *The European: Kann es denn ein erklärtes Ziel sein, Volkspartei zu werden, die 35, vielleicht sogar 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt? Ist das heute keine utopische Zielvorgabe?* Stegner: Mit den Prozentzahlen wäre ich vorsichtig. Wir können nicht zurück in eine Welt, in der es nur drei Parteien gab. Damals konnten solche Prozentzahlen noch erreicht werden. Wir haben aber den Anspruch, Volks- und Mitgliederpartei zu sein, die im Bund regiert und erfolgreiche Landesregierungen führt. *The European: Schön, und wie wollen Sie aus dem Umfragetief kommen, wie wollen Sie an den Grünen vorbeiziehen?* Stegner: Moment mal! In Schleswig-Holstein liegen wir bei 32 Prozent, die Grünen bei 19 Prozent. Wir müssen Politik für die Mehrheit der Menschen machen. Menschen, die hart arbeiten, die mit ihren Kindern zurechtkommen müssen oder als Rentner für unseren Wohlstand gearbeitet haben. Wenn man das überzeugend tut, dann wächst auch die Zustimmung dafür, dass man darüber hinaus auch noch den Schwächeren helfen muss. Das ist für mich SPD-Politik. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Regierungsparteien, die Klientelpolitik dem Allgemeinwohl vorziehen.