Der Freiheit viele Gassen
Einer Familie wurde politisches Asyl in den USA gewährt, weil die Kinder in Deutschland nicht zu Hause unterrichtet werden dürfen. Die Debatte über das "Homeschooling" ist überfällig. Auch die staatlichen Schulen müssen sich einige Nachfragen gefallen lassen.

Die deutsche Schulpflicht wird nicht bald der Geschichte angehören. Es ist mit keinem Massenexodus unzufriedener Eltern zu rechnen. Das Urteil aus Memphis, Tennessee, aber bringt Schwung in eine verdrängte Debatte: Ist der Staat qua Kompetenz prädestiniert, das Schulwesen unter seine und nur seine Fittiche zu nehmen? Darf freien Bürgern das Recht, ihre Kinder zu erziehen und zu bilden, vorenthalten werden? Nimmt man das Bild zum Maßstab, das in der Öffentlichkeit über Großfamilien kursiert, lautet die Antwort: ja. Schrecklich ist die Vorstellung, in bildungskatastrophalen Zeiten die Kevins und Chantals rund um die Uhr in den Händen von Hartz-IV-Akrobaten zu wissen. Auch wird nicht jedem heimelig beim Blick in bibelfeste "Homeschool"-Wohnzimmer, in denen kalligrafierte Merksätze voluminöse Schulbücher ersetzen. Beides aber sind Zerrbilder.