Zwischen allen Stühlen
Zu Beginn der Legislaturperiode wechselte Wolfgang Schäuble vom Innenministerium ins Finanzministerium. Im Auftrag von Kanzlerin Merkel soll er trotz Krise den Haushalt sanieren, die Spendierfreude seiner Kabinettskollegen eindämmen, und wenn es sein muss, auch die Steuersenkungsforderungen der FDP abwehren.

Die Frage wird in der schwarz-gelben Bundesregierung wohl noch eine ganze Weile diskutiert werden. Kommt die große Steuerreform? Oder ist dieses Wahlversprechen der FDP in Wirklichkeit unbezahlbar? Viel wird dabei von Wolfgang Schäuble abhängen. In den letzten Wochen hat der 67-jährige Christdemokrat keinen Hehl aus seiner Überzeugung gemacht, dass die Haushaltskonsolidierung Vorrang haben muss. Nur der FDP muss er es noch beibringen. Dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz, über das mittlerweile die Bundesregierung und die CDU-Ministerpräsidenten streiten, hat er noch seinen Segen gegeben. Aber nun ist Schluss. Dabei ist FDP-Chef Guido Westerwelle längst nicht der einzige Politiker der neuen Regierung, dem der Herr über die Bundeskasse seine teuren politischen Flausen austreiben muss. Wünsche, die zusammen viele Milliarden Euro kosten, haben alle Ministerien. Schäubles Auftrag hingegen ist eindeutig. Er soll seine Ministerkollegen zum Sparen zwingen, unpopuläre Kürzungen durchsetzen und unfinanzierbare Versprechen verhindern. Deshalb hat Kanzlerin Merkel ihren erfahrensten Mitstreiter vom Innen- ins Finanzministerium versetzt. Die Mission heißt “allein gegen alle”.