Zwischen Hoffen und Bangen
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In Saudi-Arabien, dem engsten arabischen Verbündeten der USA, wird die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten mit gemischten Gefühlen gesehen. Einerseits droht etwa die wirtschaftliche Abschottung der USA, andererseits hofft Riad auf Unterstützung gegen Iran. Solange die Positionen Trumps widersprüchlich bleiben, ist auch hier die Ungewissheit groß.

Donald Trump ist ein Meister der Provokation. Diese Erfahrung musste auch Saudi-Arabien machen. Das Königreich gilt seit Jahrzehnten als engster Verbündeter der USA in der arabischen Welt. Doch was Trump, damals noch als US-Präsidentschaftskandidat, über eine mögliche Zukunft der Beziehungen zum Königreich im März 2016 zu sagen hatte, ließ das saudische Königshaus zusammenzucken: Die USA habe Saudi-Arabien lange genug beschützt, obwohl das Königreich „phänomenal reich“ sei, so Trump in einem Interview mit der New York Times. „Ohne uns, ohne unseren Schutz würde Saudi-Arabien nicht mehr existieren.“ Dies sei von saudischer Seite nie honoriert worden. Deswegen wolle er auch auf saudische Ölimporte verzichten. Saudi-Arabien ist mit einem Anteil von 11Prozent der zweitwichtigste Öllieferant der USA nach Kanada. Es waren Worte, die für Aufsehen sorgten im Königreich. Und für Kopfschütteln. Saudi-Arabiens Energieminister Khalid al-Falih sagte im November 2016, ein Stopp der saudischen Öllieferungen in die USA durch Trump wäre nicht gesund. Auch deswegen sind die Reaktionen auf die Wahl Trumps in Saudi-Arabien von Hoffen und Bangen getrieben. Auf der einen Seite begrüßen die Saudis die anti-iranische Rhetorik Trumps. Er sieht Iran als größte Bedrohung im Nahen und Mittleren Osten und verurteilt das von seinem Vorgänger Barack Obama mitinitiierte Abkommen über das iranische Atomprogramm und die anschließenden Lockerungen der Sanktionen scharf. Dies stößt bei der saudischen Regierung unter König Salman auf viel Zustimmung. Immerhin sieht sich Saudi-Arabien von iranischen Feinden umzingelt – im Jemen, in Bahrain, in Syrien. Saudi-Arabiens Außenpolitik unter Salman ist getrieben von einer aggressiven, interventionistischen „Iranoia“, die sich im katastrophalen Krieg im Jemen niederschlägt. Ein vehementes Vorgehen Trumps gegen Iran würde demnach den saudischen Interessen entgegenkommen. Gleichzeitig könnte sich durch das gemeinsame Feindbild das zerrüttete Verhältnis zu den USA wieder verbessern. Denn nicht nur Obamas Iran-Politik, auch seine rasche Abkehr vom engen Verbündeten der Saudis, dem ägyptischen Despoten Hosni Mubarak im Jahr 2011, sowie das halbgare Vorgehen der USA in Syrien gegen den saudischen Feind Bashar al-Assad hatten in den letzten Jahren zu einer Eiszeit zwischen den einstigen Partnern geführt.