Prophetie, Erklärung, Auftrag
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Der Historiker Rolf Peter Sieferle schied am 17. September 2016 aus dem Leben. Seine letzte Arbeit ist eine dramatische Warnung vor den Folgen der Massenmigration durch die Grenzöffnung im „Deutschen Sommer“ 2015. Es war auch eine schwere Erkrankung im Spiel, doch bemerken kundige Beobachter die Koinzidenz mit der Veränderung im Lande. Falls Sieferle deren Prophet war – dann gnade uns Gott.

„Das Migrationsproblem“ ist das nachgelassene Werk, in dem Rolf-Peter Sieferle seinen Landsleuten die Kardinalfehler der Flüchtlingspolitik schonungslos vorhält. Die Thesen sind dabei so einfach wie bestechend. So werden die Segnungen der Flüchtlingshilfe und der wirtschaftlichen Entwicklungshilfe, so segensreich sie auch sein mögen, kaum zum Versiegen der Flüchtlingsströme beitragen. Wer nämlich Zugang zu Produkten des westlichen Wohlstands hat, der will mehr davon. Diesen Konsumreizen erliegen auch die Menschen hierzulande täglich und in Scharen, aber die Ressourcen sind auch verfügbar. Was aber passiert in einem armen, unter diktatorischen oder religiös-supressiven Umständen geführten Land? Wenn dort die westliche Freiheit nebst den Verlockungen des Konsums in kleiner Dosis sichtbar wird, bewirktt dies eben nicht, dass die Menschen dort bleiben wollen, wo sie sind. Sondern die neuen Kenntnisse verstärken nur die ohnehin schon starken Fluchtreflexe. Die im übrigen, für sich genommen, weder amoralisch noch unnatürlich sind.