Die Politik-Visionäre und der Seifenblasen-Komplex
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Hierzulande gilt er als Vorzeige-Intellektueller, der in der medialen Welt fast Kultstatus genießt. Doch Richard David Precht spült immer nur das in den Diskurs, was andere schon dachten. Das hat der Vorzeige-Eklektiker mittlerweile fast perfekt inszeniert. Blamiert sind Deutschlands Intellektuelle. Doch Precht ist nicht der einzige, der das System Seifenblase zum Umgangsjargon gemacht hat.

Standen einst Karl Raimund Popper, Jürgen Habermas, Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski für die intellektuelle Debattenkultur in der alten Bundesrepublik, für eine akademische Kultur mit Niveau, schwebt nebulös mit Richard David Precht nun ein richtiger Modephilosoph durch die medial abgeflachte Welt und bestimmt den Diskurs. Der promovierte Germanist ist für das ZDF der Guru schlechthin, wenn es um Sachen philosophische Aufklärung geht. Precht ist ein geschickter Selbstinszenierer und linker Ideologe, der sich als Weltretter regelmäßig aufspielt. Damit passt er wunderbar in die geriatrische Fernsehkultur, die unterhalten und halbseiden gebildet werden will. Monströs verkündet Precht das, was andere dachten, verabsolutiert dies und verkauft es als seine originäre Philosophie, er würfelt wie ein großer Magier alles zusammen, ist eklektisch und damit eigentlich postmodern – doch Lichtjahre von der immerhin denkerisch und spielerischen Postmoderne entfernt.