Vom wunderschönen Klang des Platzens der Unsterblichkeitsblase
Beim Lesen von Christa Ritters „Styx“ verwandelt sich die inzwischen Über-Siebzigjährige in eine auf das Leben neugierige, junge Frau. Eine Rezension.

Styx, das ist der Totenfluss in der griechischen Mythologie. Ihn gilt es zu überqueren, will man aus der Welt der Lebenden in das Reich der Toten, in den Hades überwechseln. Ein großes literarisches Motiv. Man findet es sowohl in Dantes „Göttlicher Komödie“, bei Thomas Mann im „Tod in Venedig“, als Titel eines Gedichtbandes von Else Lasker-Schüler und jetzt steht dieses merkwürdige Wort auch über einer mitreißenden Reiseerzählung von Christa Ritter– einem erstaunlichen „Zwischenbericht einer Reise“. Bis zum Erscheinen dieses umfangreichen E-Books (das Word Doc, dass ich vorab lese, ist bereits 231 Seiten stark), das mit Fotos eines ungewöhnlichen Indien-Trips ergänzt wird, dauerte es fast genau zwei Jahre: Im Februar 2013 schrieb ich für The European unter dem – ja doch – ziemlich respektlosen Titel "„Cuckold India“":http://www.theeuropean.de/alexander-wallasch/5826-blog-aus-dem-harem-auf-indienreise über das bemerkenswerte Blog der damals 70 Jahre alten Christa Ritter. Es enthielt ihr – wie es mir damals vorkam – ziemlich skurriles Live-Tagebuch von einer Reise durch Indien mit Rainer Langhans und zwei weiteren Frauen seines „Harems“. Mein Fazit zum Blog-Tagebuch ging damals so: bq. „Da kann man ja nur hoffen, dass Christa einfach immer weiter schreibt. Auch über die Stutenbissigkeit – denn das Palavern und Krakeelen ist ja das allerschönste rauchige Gewürz dieser Reiseerzählung. Satzweise erinnert das sogar an die großen Reiseerzähler des 19. Jahrhunderts und ihre doch viel mehr materialistischen Entbehrungen. Christa ist begeistert wie ein Kind.“