Machtfinanzpolitik
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Eine zukunftsfähige europäische Finanzpolitik setzt Machtpolitik voraus – deswegen wird die Euro-Rettung teuer und die Geduld der Finanzmärkte auf den Prüfstand stellen.

Seit der Verschärfung der Euro-Krise steht Angela Merkel nicht mehr nur im Mittelpunkt der europäischen Politik, sondern rückt immer mehr in den Fokus der Weltpolitik. Internationale Märkte klammern sich an ihre Worte und Taten, während Leitartikel aus dem angloamerikanischen Raum sie zunehmend anprangern. Vorgeworfen wird ihr vieles — dass sie keinen erkennbaren Kurs fährt, dass sie zu sehr an den irrationalen Ängste der deutschen Steuerzahler hängt und deswegen zaudert und nicht zuletzt, dass sie den Ernst der wirtschaftlichen Situation ignoriert, sogar falsch einschätzt, um dogmatische Sparmaßnahmen in Südeuropa durchzusetzen, die die Weltwirtschaft in eine Abwärtsspirale drängen und den Euro-Raum zerreißen. Doch Merkel und ihre Regierungshelfer wissen sehr wohl, dass Sparen allein kein Allheilmittel ist. Ihnen geht es nicht um bares Geld, sondern um nachhaltige Reformen in Südeuropa, damit der Weg für eine Fiskalunion im Euro-Raum gelegt werden kann. Gerade deswegen wird dieser Prozess langfristig sogar mehr Geld kosten als ein herkömmlicher „Bail-out“. Merkels Politik der kleinen Schritte nutzt die deutsche Wirtschaftsmacht, um politische Veränderung herbeizuführen, nicht nur ökonomische Probleme zu lösen. Das ist ein gewagtes Ziel. Und das einzige richtige.