Übers Ziel hinausgeschossen
Seit dem Jugoslawien-Krieg und der darauf folgenden Blair-Doktrin steht die internationale Gemeinschaft vor einem Dilemma: Wann darf in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates eingegriffen werden? Nicht erst seit Libyen wird diese Frage immer öfter zu Ungunsten staatlicher Souveränität beantwortet. Geschwächt werden dabei Recht und Moral.

„Das dringlichste Problem der Außenpolitik, vor dem wir stehen, besteht darin, jene Umstände zu identifizieren, unter denen wir uns aktiv in die Konflikte anderer Völker einmischen sollten.“ Mit diesen Worten eröffnete der "britische Premierminister Tony Blair(Link)":http://www.pbs.org/newshour/bb/international/jan-june99/blair_doctrine4-23.html am 22.4.1999 in Chicago eine neue Runde in der Debatte über das völkerrechtliche Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten. Der historische Kontext: Es herrschte Krieg um das Kosovo. Die NATO hatte ihn ohne Mandat der Vereinten Nationen begonnen. Der Krieg war eine Einmischung. Blair befand: Die Nichteinmischung sei zwar ein wichtiges Prinzip der internationalen Ordnung. Man solle es auch nicht vorschnell über Bord werfen, aber „qualifizieren“.