Gegen das Untertanentum
Die oft schwärmerisch verbrämte Rede von der neuen Bürgerlichkeit bejubelt eine Entwicklung, die mehr Abgrenzung nach unten denn emanzipatorische Kraft bedeutet. Progressive Bürger braucht das Land, keine Untertanen!

Im Sinne einer sozialistischen Gesellschaftsanalyse würde man „Bürgerlichkeit“ oder das „Bürgertum“ aus seiner ökonomischen Stellung heraus ableiten. Man kann also vom Besitzbürgertum sprechen, von der Schicht oder Klasse, die aus wirtschaftlichen Gründen eine Gesellschaft dominiert. Allerdings hat sich der Begriff des Bürgertums in den vergangenen Jahrzehnten ausdifferenziert. Auch die linke Gesellschaftsanalyse hat die Ausfächerungen der Klassengesellschaft aufgegriffen – ich denke besonders an die treffenden Analysen von Pierre Bourdieu. Hier werden der Fokus auf die Lebensweise, auch den Habitus der sozialen Milieus, gelegt und sogenannte Wertvorstellungen untersucht.