Hauptsache billig
Für günstige Energie ist die Bundesregierung sogar bereit, ihre Klimaziele zu opfern. Doch Merkel müsste das umstrittene Fracking gegen den Widerstand der Bürger durchsetzen.

Mit dem Vorstoß von EU-Energiekommissar Günther Oettinger vor dem Gipfel in Brüssel hat die Merkel-Regierung ihre Pro-Fracking-Kampagne abgerundet. Dass seitdem die Ziele der europäischen Klimapolitik auf dem Spiel stehen, hat die Berliner Koalition als lässlichen Kollateralschaden hingenommen. Doch eine wachsende Zahl an Bürgerinnen und Bürgern wollen diesem politischen Trauerspiel ein Ende setzen. Noch Anfang April verkündete EU-Klima-Kommissarin Connie Hedegaard ehrgeizige Ziele für Europa. In einem Interview erläuterte sie ihren Plan, wonach der CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent gesenkt wird. Darauf angesprochen, ob bei der aktuellen Finanzkrise ihre Überlegungen überhaupt umsetzbar wären, war ihre lapidare Antwort: „Wie lange, meinen Sie, sollten wir denn warten?“ Weiter setzte Hedegaard dem Krisen-Argument entgegen, dass energie- und klimapolitisches Nichtstun Kosten produziert. „Weltweit wird der Klimawandel schlimmer. Gleichzeitig nimmt die Abhängigkeit der EU von Energieimporten zu, und in dem Maße wächst die Rechnung, die wir für diese Importe bezahlen müssen.“ Daher sei „der Aufbau einer Wirtschaft, die energieeffizient ist, wenig CO2 ausstößt und wenig klimaschädlich ist, nicht nur umweltpolitisch geboten, er ist auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.“