Her mit dem Geigerzähler!
Überwachung ist wie Radioaktivität. Zunächst einmal merkt man nichts. Die aktuellen Skandale um Tempora und Prism sind der Super-GAU.

Freiheit ist eine mächtige Idee. Für diese Idee sind Menschen in meiner Familie gestorben. Auf der Suche nach Freiheit haben meine Eltern Universitäten besetzt und nach Deutschland rüber gemacht. Die Kinder sollten es einmal besser haben. In Freiheit. Nun kann ich im Supermarkt zwischen mehr als 20 verschiedenen Ketchup-Sorten wählen. Aber meine digitale Post wird vom Geheimdienst geöffnet. Ist das die Freiheit, die sich meine Eltern für mich gewünscht haben? Ich denke nicht. Hinter dem Satz „Wer nichts zu verbergen habe, müsse auch nichts befürchten“ steckt viel Hoffnung, aber auch Naivität. Wer weiß, wer mit wem schläft, wer mit wem kommuniziert, wer wen wählt, wer wovon träumt und wer wann in seiner Jugend einen Joint geraucht oder einen Seitensprung hatte, der hat Macht über andere. Egal, ob sexuelle Vorlieben, Krankheiten oder Träume: Jeder von uns hat etwas zu verbergen oder kennt oder liebt Menschen, die Geheimnisse haben. Es gibt Dinge, die wir vor unseren Eltern verbergen, vor unseren Partnern, vor unseren Kindern, vor unserer Krankenkasse, vor unseren Freunden. Einige Dinge verbergen wir sogar ganz gerne vor uns selbst. Das Grundgesetz sieht ausdrücklich vor, dass wir Geheimnisse vor dem Staat haben. Aber der Staat nimmt sich mehr und mehr das Recht heraus, abzuhören statt zuzuhören.