Die Republikaner und der Sozialismus
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Die Republikaner nennen Barack Obama einen Sozialisten. Wenn sie so weitermachen, werden sie normale Amerikaner aus Versehen zum Sozialismus bekehren.

Jeden Tag dröhnen die Schimpfworte in den USA aus Autoradios und prangen auf Fernsehbildschirmen: Barack Obama ist ein Sozialist, wenn nicht gar ein Kommunist. Warum? Weil er - im Gegensatz zu den Meinungsmachern auf Fox News und im Talk Radio - nicht davon ausgeht, dass der Markt alle Probleme im Alleingang lösen kann, und deshalb eine legitime Rolle für den Staat im Leben moderner Bürger sieht. Diese dumpfen Attacken sind mittlerweile so sehr Teil des normalen Umgangstons geworden, dass sich alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten irgendeine Form davon zu eigen gemacht haben. Herman Cain und Rick Perry spielen dieses Spiel mit besonderer Hingabe. Aber selbst der vermeintlich moderate Mitt Romney ist sich dafür nicht zu gut. Es verwundert also kaum, dass, laut einer aktuellen Umfrage, 71 Prozent der wahrscheinlichen Wähler bei den anstehenden republikanischen Vorwahlen Obama für einen Sozialisten halten; nur 17 Prozent widersprechen dieser Einschätzung. Nur: Laut derselben Umfrage sprechen sich sage und schreibe 78 Prozent dieser Wähler dafür aus, Medicare, die staatliche Krankenversicherung für Amerikaner über 65, beizubehalten; gerade einmal 10 Prozent würden Medicare abschaffen. Etwas kleinere aber immer noch sehr beträchtliche Mehrheiten der Republikaner halten auch andere zentrale Teile des amerikanischen Wohlfahrtstaates, wie zum Beispiel Medicaid und Social Security, für legitim.