Revolution Song
Heute wird getwittert, früher wurde darüber gesungen. In Zeiten wie diesen, würde man meinen – würde unsere Kolumnistin sich zumindest wünschen – habe die Musikwelt ein wenig mehr zu bieten als "Barbra Streisand".

Es ist keine bahnbrechende Erkenntnis mehr, dass sich fast jedermanns Leben mittlerweile online abspielt. Gewiss zählen in diese Rechnungen nie die Milliarden von Menschen, die tägliche Mahlzeiten und sanitäre Einrichtungen einem Twitteraccount vorziehen würden, wüssten sie denn was ein solcher ist. Dennoch unser Leben hier, offensichtlich das jedes Menschen, der diese Zeilen liest, spielt sich in dem Gerät vor Ihrer Nase ab. Meine wenigen gallischen Freunde, die sich nach wie vor gegen Facebook sträuben, fangen bereits an, über gesellschaftliche Isolation zu klagen und wäre Jesus damals in der Wüste an einem Internetcafé vorbeigekommen, wäre er vielleicht genauso schwach gewesen wie all jene, die gelobten, auf Facebook zu fasten und jetzt schon wieder fröhlich Belanglosigkeiten mit der Welt teilen. Nebst dieser, zugegeben dominierenden, Belanglosigkeiten liegt die Welt aber auch in Freud, Leid, Hoffnung, Zerstörung und Revolution im Netz offen. Selten, in meinem kognitiven Leben noch nie, waren diese Begriffe so gesammelt präsent wie gerade eben. Facebook und Twitter sollen Katalysatoren der Bewegungen in der orientalischen Welt gewesen sein und ob Fukushima, Flugverbotszone oder Atomenergie und jetzt auch noch Knut (??), der Status updated sich minütlich. Etwas, was sich kaum noch mit politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen und Problemen zu beschäftigen scheint, ist die Musik.