Kein stiller Teilhaber
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In einer erweiterten EU muss die europäische Erzählung ebenfalls erweitert werden. Polen möchte mitmachen. Die Frage ist, ob Paris und Berlin überhaupt eine Idee haben, welche Rolle Warschau in den gegenwärtigen Reformprozessen zukommen kann.

Wer sich die Presseartikel zu deutsch-französischen Beziehungen der vergangenen zwei Jahre anschaut, der muss wohl den Eindruck gewinnen, sie seien „uneingeschränkt verschlechterbar“. Es wird viel, häufig im dramatischen Ton, über immer tiefere Gräben zwischen Berlin und Paris sowie deren entgegengesetzte Rezepte zur Überwindung der Krise gesprochen. Dem berühmten Tandem wird nicht mehr die Rolle eines Integrationsmotors attestiert, verständigen die beiden Hauptstädte sich doch nicht mehr wie früher auf eine gemeinsame Linie vor dem Europäischen Rat. Nostalgisch erinnert man an die Staatsmänner, die im Zweifel immer das Verbindende zwischen den beiden Staaten in den Vordergrund stellten. Dennoch müssen diese Beziehungen eine erstaunliche Vitalität aufweisen, wenn sie solche Unterschiede verkraften und wenn wir Nachbarn – trotz allem –, mit so viel Hoffnung auf die beiden Länder blicken.